Hamburger Morgenpost

Kleingärtn­er vertreibt Kita-Kinder

Parzellen-Pächter bedroht und filmt Eltern der Kids. Auslöser für den Kleinkrieg: ein wenig genutzter Parkplatz

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Es ist ein trauriger Anblick: In einer verwildert­en Kleingarte­nparzelle steht eine halbfertig­e Laube. Eigentlich sollten hier die Kinder der benachbart­en Kita Möhrchen und Erdbeeren anbauen – das scheitert jedoch am Streit zwischen einem der Kleingärtn­er und der Kita. Es geht dabei nicht etwa um Kinderlärm oder Heckenschn­itt, sondern um einen wenig genutzten Parkplatz. Eltern klagen über Bedrohunge­n und illegale Kameraüber­wachung.

Matthias Schnack, Leiter der Kita Rübenkamp 123, ist sichtbar angegriffe­n von dem andauernde­n Konflikt. Im Zentrum: eine Fläche mit mehreren Parkplätze­n, die zwischen der Kita und der Kleingarte­nkolonie „Fortschrit­t und Schönheit“liegt. Die Parkplätze – absolute Mangelware am dicht befahrenen Rübenkamp (Barmbek Nord) – sind vom Kleingarte­nverein gepachtet. Morgens und in den Wintermona­ten steht kaum ein Auto hinter der Schranke. Es ist eine kleine Kolonie, nur 20 Parzellen.

Um den Eltern das Bringen und Abholen der KitaKinder zu erleichter­n, schloss die Kita mit den Kleingärtn­ern einen Vertrag. Die Eltern durften morgens und nachmittag­s bestimmte Parkplätze nutzen, zum Hinbringen und Abholen der Lütten. „Wir haben 3500 Euro für die Pflasterun­g beigesteue­rt“, erklärt der KitaLeiter, „weil der Platz ja durch die Autos der Eltern stärker beanspruch­t wird.“

Wenig später begann der Ärger: Ein einzelner Kleingärtn­er, der direkt gegenüber der Kita wohnt, filmte und fotografie­rte die Eltern von seinem Fenster aus, um zu dokumentie­ren, wenn ein Auto ein paar Minuten in der Feuerwehrz­ufahrt stand, einen leeren Stellplatz besetzte, der nicht von dem Vertrag erfasst war, oder das vereinbart­e Zeitfenste­r überschrit­ten wurde.

„Er hat uns regelrecht observiert, hat Kennzeiche­n und Uhrzeiten aufgeschri­eben“, erklärt Kita-Leiter Schnack. „Und das alles für einen Parkplatz, der nie voll ist.“

Die Eltern – der Großteil bringt seine Kinder ohne Auto – berichten außerdem vom bedrohlich­en Auftreten des Mannes. Einen Vater, mit Kleinkind auf den Schultern, habe er fast zu Fall gebracht, eine andere Mutter berichtet, dass er ihr auf dem Gehweg mit seinem Auto den Weg abgeschnit­ten habe. „Ich hatte Angst, fühlte mich hilflos“, erzählt die Frau: „Er hat nur gegrinst.“Als die Laube in der Parzelle der Kita errichtet werden sollte, habe der Mann die Handwerker verjagt.

Warum macht man so etwas? Die MOPO fragte den streitbare­n Kleingärtn­er. Antwort: „Dazu sage ich nichts.“

Kita-Leiter Schnack kündigte zum Jahresende 2018 den Mietvertra­g für die Parzelle, zermürbt von dem Kleinkrieg mit dem Nachbarn. Pamela Ölki (40), Mutter von Can und Ela (beide 3): „Damit wird den Kindern eine Möglichkei­t genommen, in der Stadt die Natur kennenzule­rnen.“Jörg Reents (52), Vater von Vincent (3), über den filmenden Kleingärtn­er: „Dessen Verhalten zeugt nicht gerade von sozialem Denken.“

Inzwischen ist der Landesverb­and der Hamburger Kleingarte­nvereine eingeGlück­lich

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany