Kleingärtner vertreibt Kita-Kinder
Parzellen-Pächter bedroht und filmt Eltern der Kids. Auslöser für den Kleinkrieg: ein wenig genutzter Parkplatz
Es ist ein trauriger Anblick: In einer verwilderten Kleingartenparzelle steht eine halbfertige Laube. Eigentlich sollten hier die Kinder der benachbarten Kita Möhrchen und Erdbeeren anbauen – das scheitert jedoch am Streit zwischen einem der Kleingärtner und der Kita. Es geht dabei nicht etwa um Kinderlärm oder Heckenschnitt, sondern um einen wenig genutzten Parkplatz. Eltern klagen über Bedrohungen und illegale Kameraüberwachung.
Matthias Schnack, Leiter der Kita Rübenkamp 123, ist sichtbar angegriffen von dem andauernden Konflikt. Im Zentrum: eine Fläche mit mehreren Parkplätzen, die zwischen der Kita und der Kleingartenkolonie „Fortschritt und Schönheit“liegt. Die Parkplätze – absolute Mangelware am dicht befahrenen Rübenkamp (Barmbek Nord) – sind vom Kleingartenverein gepachtet. Morgens und in den Wintermonaten steht kaum ein Auto hinter der Schranke. Es ist eine kleine Kolonie, nur 20 Parzellen.
Um den Eltern das Bringen und Abholen der KitaKinder zu erleichtern, schloss die Kita mit den Kleingärtnern einen Vertrag. Die Eltern durften morgens und nachmittags bestimmte Parkplätze nutzen, zum Hinbringen und Abholen der Lütten. „Wir haben 3500 Euro für die Pflasterung beigesteuert“, erklärt der KitaLeiter, „weil der Platz ja durch die Autos der Eltern stärker beansprucht wird.“
Wenig später begann der Ärger: Ein einzelner Kleingärtner, der direkt gegenüber der Kita wohnt, filmte und fotografierte die Eltern von seinem Fenster aus, um zu dokumentieren, wenn ein Auto ein paar Minuten in der Feuerwehrzufahrt stand, einen leeren Stellplatz besetzte, der nicht von dem Vertrag erfasst war, oder das vereinbarte Zeitfenster überschritten wurde.
„Er hat uns regelrecht observiert, hat Kennzeichen und Uhrzeiten aufgeschrieben“, erklärt Kita-Leiter Schnack. „Und das alles für einen Parkplatz, der nie voll ist.“
Die Eltern – der Großteil bringt seine Kinder ohne Auto – berichten außerdem vom bedrohlichen Auftreten des Mannes. Einen Vater, mit Kleinkind auf den Schultern, habe er fast zu Fall gebracht, eine andere Mutter berichtet, dass er ihr auf dem Gehweg mit seinem Auto den Weg abgeschnitten habe. „Ich hatte Angst, fühlte mich hilflos“, erzählt die Frau: „Er hat nur gegrinst.“Als die Laube in der Parzelle der Kita errichtet werden sollte, habe der Mann die Handwerker verjagt.
Warum macht man so etwas? Die MOPO fragte den streitbaren Kleingärtner. Antwort: „Dazu sage ich nichts.“
Kita-Leiter Schnack kündigte zum Jahresende 2018 den Mietvertrag für die Parzelle, zermürbt von dem Kleinkrieg mit dem Nachbarn. Pamela Ölki (40), Mutter von Can und Ela (beide 3): „Damit wird den Kindern eine Möglichkeit genommen, in der Stadt die Natur kennenzulernen.“Jörg Reents (52), Vater von Vincent (3), über den filmenden Kleingärtner: „Dessen Verhalten zeugt nicht gerade von sozialem Denken.“
Inzwischen ist der Landesverband der Hamburger Kleingartenvereine eingeGlücklich