Grusel-Effekt:
Fotokünstlerin Corinna Holthusen sorgt bei
Verfremdet, entstellt, zerpflückt: Die Model-Fotos von Corinna Holthusen sind alles andere als süß und lieblich. Die 51-Jährige bearbeitet ihre Bilder so krass, dass selbst Grusel-Meister Alfred Hitchcock daran Gefallen gefunden hätten. Was treibt die Hamburgerin an?
„Willkommen in meinem Atelier!“Corinna Holthusen führt in die zweckentfremdete Garage ihres Elternhauses in Othmarschen. Hier, wo der Vater einst an Oldtimern schraubte, liegen Leinwände, Acrylfarben, Spachtel, Pinsel. „Mein kreatives Chaos“nennt sie es lachend – und dabei habe sie extra schon aufgeräumt.
Holthusen zählt zu dieser Art Frauen, die man direkt ins Herz schließt. Offen, humorvoll, sehr lebendig in Ausdruck und Gestik. Ihre Kunst hingegen ist düster, morbide und lässt einen kurz erschaudern. Tod und Ewigkeit sind die Themen, die sie umtreiben. Oder anders gesagt: Schock trifft Schönheit.
In den 90er Jahren war die Fotografin in Werbekreisen gefragt, ihre Bilder dienten in ihrer retouchierten Makellosigkeit der Illusion, man müsse dies oder jenes haben, sein, darstellen.
Irgendwann, Corinna Holthusen war gerade Mutter geworden, fragte sie sich, wohin das Streben nach Perfektion die Gesellschaft führen würde. „Ich guckte mein Baby an, das in meinem Schoß schlief, und dachte: Kind, in was für einer Welt wirst du aufwachsen?“