Hamburger Morgenpost

Ein Champion wird 50

Elmshorner feiert Geburtstag. Wimbledon-Sieg machte ihn zur Tennis-Legende

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Von CAI-SIMON PREUTEN

Auf dem Höhepunkt ihrer Rivalität wollte Boris Becker seine tief empfundene Abneigung nicht mehr verstecken. Für Deutschlan­ds Liebling war sein Antagonist aus dem Norden nur noch „der Spieler Stich“- ein Tennisprof­i unter vielen. Dabei war der Lange aus Elmshorn viel mehr als das: Wimbledon-Champion, Olympiasie­ger, Davis-Cup-Gewinner, ATP-Weltmeiste­r, die Nummer zwei der Welt. Michael Stich trug mehr zum Tennisboom bei, als Becker lange lieb war.

Der Respekt der Tenniswelt war Stich sicher, die einstige Nummer eins Pete Sampras behauptete gar: „Wenn alle ihr bestes Tennis spi l i Mi h l S i h der Beste.“Dass hinter Becker d Nummer zwei schon, ändern ko hältnissen jedoch Becker 1991 im F don schlug, spra richter John Bry Mikrofon: „Gam Match Becker!“

Ein Irrtum, der bildlich für St Karriere steht. Er galt als unnahbar und unterkühlt, Becker dagegen als mitreißend und heißblütig. Dabei war Stich zu großen Emotionen fähig. Beim Drama in Moskau, als er 1995 im Davis Cup gegen den Russen Andrei Tschesnoko­w neun Matchbälle und damit den Einzug ins Traumfinal­e gegen die USA vergab, saß Stich minutenlan­g auf der Bank und heulte in ein Handtuch, das ihm ausgerechn­et Becker fast fürsorglic­h über den Kopf gelegt hatte.

„Michael hat zwei Seiten. Nach außen wirkt er kühl, aber er ist sensibel. Besonders im Team kam das zum Vorschein“, sagt sein langjährig­er Weggefährt­e Carl-Uwe Steeb: „Auf dem Platz hat er oft emotional reagiert.“Aus Beckers Schatten befreite sich Stich jedoch nie. Auch, weil der WimbledonT­riumph der einzige Major-Titel blieb.

„Natürlich hätte ich gern mehr Grand-Slam-Turniere gewonnen. Aber

Wdann hätte ich mich noch stärker allein auf das Tennis fokussiere­n müssen und wäre wohl nicht der Mensch geworden, der ich heute bin“, hat Stich einst über seine Karriere gesagt. Über seinen 50. Geburtstag wollte er öffentlich nicht sprechen, Stich genießt die Ruhe in seiner Heimat Hamburg - im Jahr 2018 hat es schließlic­h schon genug Aufregung um ihn gegeben.

Da war zum einen die Aufnahme in die „Hall of Fame“, die Auszeichnu­ng für sein sportliche­s Lebenswerk, die Stich im Sommer zu Tränen rührte. Wenig später nahm er mit feuchten Augen und brüchiger Stimme Abschied vom Rothenbaum-Turnier, das er 1993 als bislang letzter Deutscher gewann und für das er zuletzt zehn Jahre als Dik b i E hä weiDeutDTB) einen cheit und nterer

gesein o öfindet eines

Ges BeStiftung, die sich für mit HIV infizierte oder an Aids erkrankte Kinder und deren Familien einsetzt, ist ein großer Teil seines Lebens. Dank ihr trägt Stich das Bundesverd­ienstkreuz. Zudem sitzt er im Aufsichtsr­at des von ihm mitgegründ­eten Rückenzent­rums am Michel und tritt immer wieder als Investor in Erscheinun­g. Stich selbst nennt sich „Business-Angel“.

Große Risiken scheut er dabei, ein Spieler war Stich zwar immer, aber nur selten ein Zocker. Auch da unterschei­det er sich grundlegen­d von Becker. Nur einmal ging der Hasardeur in ihm durch. 250 000 Mark investiert­e Stich seinerzeit in eine Firma, die Goldschätz­e in Schiffswra­cks suchte. „Da hätte jemand mehr von gehabt, wenn ich ein paar Goldmünzen ins Meer geworfen hätte“, gab er später zu. Den Verlust konnte Stich jedoch gut verkraften.

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Auch als Geschäftsm­ann hat sich der frühere Tennis-Profi Michael Stich längst etabliert.

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