Songs über hinterfotzige Systeme
Peter Licht übt auf seinem Album Gesellschaftskritik – bald auch live in Hamburg
Schwer zu glauben, aber als Peter Licht seinen größten Hit „Sonnendeck“hatte, gab es weder Facebook noch eine Kanzlerin Angela Merkel. 17 Jahre ist es her, da erschien der Kölner auf dem Pop-Radar: wortgewandt, witzig – und kamerascheu. Später schrieb er ein schlaues Büchlein mit Gedichten, Tagebucheinträgen und Songtexten zum Ende des Kapitalismus. Licht alias Meinrad Jungblut übt Gesellschaftskritik mit Humor, ob in Songzeilen wie „Begrabt mein iPhone an der Biegung des Flusses“oder mit seiner Arbeit am Theater, zuletzt rupfte er in Basel Molières „Tartuffe“komplett auseinander.
Nach sieben Jahren gibt es nun ein neues Album – beim Hamburger Label Tapete! Statt übers Sonnendeck singt Licht auf „Wenn wir alle anders sind“über Tischmülleimer, seinen Kontostand und „die hinterfotzigen Systeme“. Es geht um große Fragen: Wahr oder falsch? Haltung oder Selbstoptimierung? Chips oder Flips?
So gewohnt hintergründig die Texte, so unterschiedlich sind sie musikalisch eingebettet: Die erste Single „Menschen“dürfte Fans von
The Cure entzücken, „Candy Käsemann“zeigt den Musiker mit Handclaps entspannt in Folkgefilden, und unglücklicherweise hat er – wie viele andere – Autotune entdeckt. „Neue Hymnen“, wie der Waschzettel verspricht, finden sich zwar nicht, dafür jede Menge kluge Denkanstöße.
➤ Kampnagel: 24.10., 20 Uhr, 24 E uro
➤ Album: „Wenn wir alle anders sind“(ab 19.10., Tapete Records)