18-jähriger schießt gezielt auf seine Mitschüler und zündet dann eine Bombe
KERTSCH - In einer Berufsschule auf der Krim wurden gestern mindestens 18 Menschen getötet und über 40 Personen verletzt. Die Behörden vermuteten erst einen Terroranschlag, jetzt sprechen sie von einem Einzeltäter.
Die Explosion sei entweder in der Mensa oder in der Aula der Schule gezündet worden, berichtete einer der Schüler dem Nachrichtenportal RBK. „Im Hof wurde geschossen, es gab sehr viele Verletzte, sehr viele Bekannte kamen um. Wir hörten die Salven einer Maschinenpistole, begannen zu laufen, alle gerieten in Panik, es gab Tote.“Eine andere Schülerin namens Viktoria berichtete der Agentur RIA Nowosti, es habe erst eine Explosion im Erdgeschoss, dann in der ersten Etage gegeben, danach hätte jemand das Feuer auf die Berufsschüler eröffnet. „Ich rannte und sah, wie die Jungs einfach umfielen“, sagte ihre Mitschülerin Margarita. „Überall spritzte Blut.“
Einige Augenzeugen sprachen von mehreren Angreifern und „stapelweise“in die Krankenhäuser eingelieferten Opfern. „Ein wirklicher Terrorakt“, klagte Olga Grebennikowa, die Direktorin der Schule, gegenüber dem Portal kerch.com.ru. Auch das russische Ermittlungskomitee qualifizierte das Blutbad erst als Terrorakt, eröffnete aber dann nur ein Verfahren wegen des Mordes an mehreren Personen.
Sergei Aksjonow, Chef der Krim-Verwaltung, sprach von einer „kolossalen Tragödie“. Nach seinen Informationen ist ein Einzeltäter namens Wladislaw Rosljakow dafür verantwortlich, der in der vierten Klasse der Berufsschule lernte. Der 18-Jährige wurde später mit einer tödlichen Schusswunde in einem Raum des Gebäudes gefunden, die Behörden gehen von Suizid aus.
Beamte des Nationalen Antiterror-Komitees schließen dagegen nicht aus, dass Rosljakow nicht der einzige Täter sei. Man werde in den nächsten Tagen auch nach möglichen Komplizen und Drahtziehern fahnden.
Russische Medien stellten im Lauf des Tages bereits Verdächtigungen an. So zitierte das Nachrichtenportal lenta.ru einen Ermittler, der mutmaßliche Täter sähe einem Tataren ähnlich, ein Hinweis auf die Minderheit der Krim. Die Krimtataren gelten als Gegner des Anschlusses der Halbinsel an Russland. Der nach Kiew exilierte krimtatarische Blogger Ayder Muschdabajew schrieb auf Facebook, der russische Inlandsgeheimdienst FSB habe den Terroranschlag wohl selbst organisiert. „Das ist ein bewährtes Mittel, um ein Besatzungsregime zu verschärfen.“Ein Bekannter des mutmaßlichen Amokläufers sagte gegenüber RBK, Wladislaw habe das Technikum gehasst, wegen der aggressiven Lehrer dort. „Er hat auch angedeutet, dass er sich rächen werde.“