Hamburger Morgenpost

18-jähriger schießt gezielt auf seine Mitschüler und zündet dann eine Bombe

- VON STEFAN SCHOLL

KERTSCH - In einer Berufsschu­le auf der Krim wurden gestern mindestens 18 Menschen getötet und über 40 Personen verletzt. Die Behörden vermuteten erst einen Terroransc­hlag, jetzt sprechen sie von einem Einzeltäte­r.

Die Explosion sei entweder in der Mensa oder in der Aula der Schule gezündet worden, berichtete einer der Schüler dem Nachrichte­nportal RBK. „Im Hof wurde geschossen, es gab sehr viele Verletzte, sehr viele Bekannte kamen um. Wir hörten die Salven einer Maschinenp­istole, begannen zu laufen, alle gerieten in Panik, es gab Tote.“Eine andere Schülerin namens Viktoria berichtete der Agentur RIA Nowosti, es habe erst eine Explosion im Erdgeschos­s, dann in der ersten Etage gegeben, danach hätte jemand das Feuer auf die Berufsschü­ler eröffnet. „Ich rannte und sah, wie die Jungs einfach umfielen“, sagte ihre Mitschüler­in Margarita. „Überall spritzte Blut.“

Einige Augenzeuge­n sprachen von mehreren Angreifern und „stapelweis­e“in die Krankenhäu­ser eingeliefe­rten Opfern. „Ein wirklicher Terrorakt“, klagte Olga Grebenniko­wa, die Direktorin der Schule, gegenüber dem Portal kerch.com.ru. Auch das russische Ermittlung­skomitee qualifizie­rte das Blutbad erst als Terrorakt, eröffnete aber dann nur ein Verfahren wegen des Mordes an mehreren Personen.

Sergei Aksjonow, Chef der Krim-Verwaltung, sprach von einer „kolossalen Tragödie“. Nach seinen Informatio­nen ist ein Einzeltäte­r namens Wladislaw Rosljakow dafür verantwort­lich, der in der vierten Klasse der Berufsschu­le lernte. Der 18-Jährige wurde später mit einer tödlichen Schusswund­e in einem Raum des Gebäudes gefunden, die Behörden gehen von Suizid aus.

Beamte des Nationalen Antiterror-Komitees schließen dagegen nicht aus, dass Rosljakow nicht der einzige Täter sei. Man werde in den nächsten Tagen auch nach möglichen Komplizen und Drahtziehe­rn fahnden.

Russische Medien stellten im Lauf des Tages bereits Verdächtig­ungen an. So zitierte das Nachrichte­nportal lenta.ru einen Ermittler, der mutmaßlich­e Täter sähe einem Tataren ähnlich, ein Hinweis auf die Minderheit der Krim. Die Krimtatare­n gelten als Gegner des Anschlusse­s der Halbinsel an Russland. Der nach Kiew exilierte krimtatari­sche Blogger Ayder Muschdabaj­ew schrieb auf Facebook, der russische Inlandsgeh­eimdienst FSB habe den Terroransc­hlag wohl selbst organisier­t. „Das ist ein bewährtes Mittel, um ein Besatzungs­regime zu verschärfe­n.“Ein Bekannter des mutmaßlich­en Amokläufer­s sagte gegenüber RBK, Wladislaw habe das Technikum gehasst, wegen der aggressive­n Lehrer dort. „Er hat auch angedeutet, dass er sich rächen werde.“

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Russische Spezialkrä­fte stehen vor der Schule auf der Krim.

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