Frohes Fest, ihr Dauernörgler!
Himbeeren aus Marokko, Äpfel aus Neuseeland, Kartoffeln aus Südafrika – all das ist momentan in unseren Supermärkten zu f nden. Obwohl regionale Äpfel derzeit kistenweise auf den Märkten verkauft werden. Und die roten Früchte mit dem Flieger Tausende Kilometer überbrücken müssen. Darüber könnte man sich aufregen. Sollte man sogar. Die Chef-Nörgler vom Dienst motzen jedoch lieber über verfrühte Weihnachtsdeko und Lebkuchen. Was für ein Irrsinn!
Der Otto Normal-Grinch f aniert derzeit durch die City, sieht die Lichter an Bäumen, eine geschmückte Tanne im Alsterhaus, aber anstatt die erste Etappe auf dem Weg zu einer der schönsten Phasen des Jahres zu genießen, wird gemosert, mit dem Kopf geschüttelt. Das Thermometer zeige schließlich noch zweistellig an. Ja, richtig, wie an fünf (!) der sechs vergangenen 1. Weihnachtstage auch.
Ich persönlich störe mich nicht am Weihnachts-Tamtam im Oktober. Im Gegenteil. Nach dem Sommer, der dieses Jahr zugegeben üppiger und länger ausfiel, folgt meist eine sehr nasse Phase mit wenig Tageslicht und Blättermatsch. Warum sollte man sich dann nicht schon mit Weihnachten beschäftigen? So sehr ich mich auch anstrenge, kann ich in dem Wort Vorfreude die Silben „schim“und „pfen“nicht entdecken. Mit meinem Urlaub beschäftige ich mich auch nicht erst eine Woche vor der Abreise.
Und ehrlicherweise habe ich auch noch nie ein Schild in Geschäften entdeckt, das die potenziellen Kunden beim Betreten des Ladens zu einem Zwangseinkauf von Weihnachts-Waren verpf ichtet.
Ich war vergangene Woche in Bayreuth. Dort wurde gestern das Winterdorf, eine Art geballter Weihnachtsmarkt, eröffnet. Die Menschen, die sich dort einen Punsch gönnten, mussten mutmaßlich auch nicht bezahlt werden.
Und ein kleiner Tipp an alle VorWeihnachts-Querulanten: Ein guter Sommer-Cocktail schmeckt auch im Dezember. Probiert es mal – entspannt auch Dogmatiker.
JULIAN KÖNIG (33) hat sich bereits mit fränkischen Lebkuchen eingedeckt.