Hamburger Morgenpost

Falsches Signal an Fans und Profis

- Der Autor LARS ALBRECHT ist stellvertr­etender Sportchef der MOPO. Er glaubt fest daran, dass der HSV mit Christian Titz den Aufstieg geschafft hätte.

Normalerwe­ise läuft es im Profi-Fußball doch so: Die Spieler verlieren irgendwann das Vertrauen in ihren Trainer, der Misserfolg tritt ein und die Bosse ziehen die Reißleine. Doch hey, dies ist der HSV. Hier wird Christian Titz trotz der absoluten Akzeptanz durch seine Spieler gefeuert – mit zwei Punkten Rückstand auf Platz eins, nach gerade einmal zehn Spieltagen. Ein völlig falsches Signal der HSV-Bosse!

Fiete Arp hat seinem Ärger über das Titz-Aus via Instagram Luft gemacht. Von weiteren Spielern war inoffiziel­l zu hören, dass die große Mehrheit sich eine weitere Zusammenar­beit mit dem Coach gewünscht hätte. Schon wieder ein Trainerwec­hsel – das nervt nicht nur die Fans. Zumal der Vorstand in diesem Fall in Rekordzeit seinen wichtigste­n Mitarbeite­r enteiert hat. Bernd Hoffmann, so das offene Geheimnis, wäre am liebsten gar nicht mit Titz in die Saison gegangen. Ralf Becker hat dementspre­chend stets ein klares Bekenntnis zum Trainer vermieden. So verunsiche­rt man diesen und damit zwangsläuf­ig auch die Mannschaft.

Die erste schwächere Phase mit vier torlosen Spielen in den vergangene­n fünf Partien wurde nun ohne mit der Wimper zu zucken genutzt, um Titz vor die Tür setzen zu können.

Dabei hatte man dieses Mal beim täglichen Beobachten des Teams wirklich das Gefühl, dass die Profis an die Idee des Trainers geglaubt haben. Wichtige Spieler wie Lewis Holtby, Douglas Santos, Aaron Hunt oder Rick van Drongelen haben dies auch nach schlechter­en Auftritten immer wieder öffentlich betont. Klar, sie hätten ihren Übungsleit­er mit besseren Leistungen auf dem Platz mehr stützen können. Doch auch hoch bezahlte Kicker bekommen mit, wenn der eigene Vorstand am Trainerstu­hl sägt. Da werden die Beine schwer, ob man will oder nicht. Dennoch war zu keinem Zeitpunkt zu spüren, dass die Spieler nicht wollen, dass sie sich hängen lassen. Titz hatte dieses Team im Griff.

Sicherlich kann Hannes Wolf den HSV zurück in die Bundesliga führen. Er gilt als großes Trainertal­ent, hat einen starken Kader sowie eine aussichtsr­eiche Tabellensi­tuation geerbt. Beste Voraussetz­ungen eben. Umso unverständ­licher der Rauswurf von Christian Titz. Bei aller Kritik nach den letzten Spielen – er war mit dem HSV auf einem sehr guten Weg.

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