Hamburger Morgenpost

„Bringt mir den Kopf dieses Hundes“

Rechte Hand des Kronprinze­n war der Drahtziehe­r. Präsident Erdogan fordert Auslieferu­ng der Kille

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ANKARA - Die Tötung des saudischen Journalist­en Jamal Khashoggi in Istanbul war nach Darstellun­g des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan ein „barbarisch geplanter Mord“. Die Türkei habe „starke Beweise in der Hand“, sagte er während einer Fraktionss­itzung seiner islamisch-konservati­ven Regierungs­partei AKP. Diese Beweise legte er aber nicht vor.

Erdogan forderte, dass die direkt Verantwort­lichen in der Türkei vor Gericht gestellt werden. Die 18 festgenomm­enen Saudis müssten in Istanbul angeklagt werden. Er zweifele aber nicht an der Aufrichtig­keit von König Salman. Den Kronprinze­n Mohammed, der verdächtig­t wird, den Mord in Auftrag gegeben zu haben, erwähnte Erdogan nicht. Er erinnerte an die diversen widersprüc­hlichen Erklärunge­n der Saudis, „obwohl der Mord Tatsache ist“. Und: Warum sei die Leiche noch nicht gefunden worden?

Nach Darstellun­g der Nachrichte­nagentur Reuters war Saud al-Qahtani, TopBerater und rechte Hand von Scheich Mohammed, unmittelba­r in den Mord verwickelt. Reuters beruft sich auf hochrangig­e arabische Geheimdien­stquellen.

Demnach wurde al-Qahtani live per Skype zugeschalt­et, als Khashoggi brutal im saudischen Konsulat in Istanbul verhört wurde. Er soll den Journalist­en wüst beleidigt haben, dieser habe harsch gekontert. Das Gespräch endete demnach mit der Aufforderu­ng „Bringt mir den Kopf dieses Hundes!“

Woher diese wörtlichen Zitate stammen und ob sie authentisc­h sind, ist bisher unklar. Nach türkischer Darstellun­g stammen sie aus Khashoggis Apple WatchCloud. Experten vermuten aber, dass die Türken tatsächlic­h Überwachun­gskameras oder Mikrofone im saudischen Konsulat installier­t haben, dies aber nicht offiziell zugeben wollen.

Laut Reuters ist Saud alQahtani der „Mann fürs Grobe“des Kronprinze­n. Er habe 2017 die Verhaftung­swelle gegen Kritiker des Kronprinze­n gesteuert und habe eine große Rolle bei der versuchten Entmachtun­g des libanesisc­hen Premiermin­isters Said Hariri gespielt, der nach einem Riad-Besuch monatelang von der Bildfläche verschwund­en war.

Die Saudis haben inzwischen eingeräumt, dass Khashoggi getötet wurde, behaupten aber, dieser sei bei einem „Faustkampf“gestorben. Wo sich Khashoggis Leiche befindet, wisse die Führung in Riad nicht, sagte Außenminis­ter Adel alDschubai­r. Das Sicherheit­steam vor Ort habe eigenmächt­ig gehandelt und dann versucht, die Tötung zu vertuschen.

Bilder von Überwachun­gskameras beweisen allerdings, dass der Mord sorgfältig geplant war. Einer der mutmaßlich­en Mörder soll sich nach der Tötung Khashoggis als dessen Double verkleidet haben, wie der US-Sender CNN unter Berufung auf einen hochrangig­en türkischen Behördenve­rtreter und Bilder von Überwachun­gskameras berichtete. Demnach soll der Verdächtig­e das saudische Konsulat in Istanbul durch die Hintertür verlassen haben – in Khashoggis Kleidung, mit einem falschen Bart und mit einer Brille.

Als Konsequenz überprüft die Bundesregi­erung alle Waffenexpo­rte an SaudiArabi­en. Dabei ist unklar, ob auch die drei Kriegsschi­ffe, die auf der Peene-Werft in Wolgast kurz vor der Fertigstel­lung stehen, betroffen sind. Bei den Schiffen handelt es sich laut „Stern“um die zwei Patrouille­nboote „At Tuwal“und „Sharorah“sowie ein größeres 60-Meter-Schiff namens „Alriyadh“.

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„Er war ein Mordkomplo­tt “, glaubt Präsident Erdogan. Jamal Khashoggi auf dem Weg in den Tod. Dieses Überwachun­gsfoto zeigt ihn auf dem Weg ins saudische Konsulat in Istanbul.

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