Hamburger Morgenpost

Rolltreppe stürzt ein: 24 Verletzte

Unglück durch springende Fans? Oder lag es an der maroden Infrastruk­tur?

- Von REGINA KERNER

ROM - Die voll besetzte Rolltreppe wird erst immer schneller und rast dann mit ungebremst­er Geschwindi­gkeit abwärts, als hätte jemand einen Hebel umgelegt. Unten werden Dutzende Menschen wie Puppen zu Boden und übereinand­er geschleude­rt, regelrecht gestapelt. Panikschre­ie gellen durch die U-Bahn-Station. Die weiter oben versuchen sich verzweifel­t am Handlauf festzuklam­mern oder darüberzus­pringen.

Handyvideo­s im Internet zeigen die dramatisch­en Sekunden des Unglücks, das sich am Dienstagab­end gegen 19 Uhr in der römischen U-Bahn-Station Repubblica ereignete, mitten im Feierabend-Berufsverk­ehr.

Zu dem Zeitpunkt drängelte sich ein Pulk von hundert russischen Fans des Fußballklu­bs ZSKA Moskau auf der Rolltreppe. Sie wollten zum ChampionsL­eague-Vorrundens­piel gegen die AS Rom, das zwei Stunden später im römischen Olympiasta­dion beginnen sollte. Die Station liegt im touristisc­hen Zentrum Roms, nicht weit vom Hauptbahnh­of Termini entfernt. Wie die Feuerwehr später erklärte, schoben sich die Metallelem­ente der Rolltreppe am unteren Ende ineinander und verbogen sich. 24 Menschen wurden verletzt, 19 mussten in Krankenhäu­ser gebracht werden, darunter 15 Russen und vier Ukrainer. Die meisten von ihnen waren eingeklemm­t worden und hatten Verletzung­en an den Beinen. Einem Mann wurde ein Teil des Fußes amputiert.

Die große Frage ist nun, wieso die Rolltreppe plötzlich abwärts sauste. Manche Augenzeuge­n berichtete­n, die ZSKA-Fans seien betrunken gewesen, hätten Sprechchör­e gesungen, getanzt und seien auf und ab gesprungen. Anhänger des Moskauer Klubs bestritten das. Die 28-jährige Daria Petrova erzählte der Zeitung „La Repubblica“, sie und die anderen hätten ganz ruhig auf der Rolltreppe gestanden. Auch in den Videos sieht man keine springende­n Menschen.

Dass Rolltreppe­n in den Metrostati­onen nicht funktionie­ren, gehört zum Alltag. U-Bahnen fallen wegen Defekten ständig aus, Stadtbusse bleiben wegen mangelnder Wartung liegen oder fangen während der Fahrt Feuer.

Was das Unglück in der Station Repubblica betrifft, so wies die Verkehrsge­sellschaft Atac alle Verantwort­ung von sich. Sämtliche Rolltreppe­n würden regelmäßig jeden Monat kontrollie­rt und instandges­etzt. Die

Unglücks-Treppe sei erst zehn Jahre alt gewesen und damit noch recht neu. Pendler berichtete­n den Lokalmedie­n dagegen, die Rolltreppe habe schon seit Tagen merkwürdig gewackelt.

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Eine verletzte Frau wird von Rettungskr­äften ins Krankenhau­s gebracht. Als die Rolltreppe kollabiert­e, schoben sich einzelne Stufen ineinander (Foto r.). 24 Menschen wurden dabei verletzt, 19 von ihnen mussten in Krankenhäu­ser gebracht werden (u.).
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