Hamburger Morgenpost

Terrorproz­ess: Angeklagte­r bricht Schweigen

Mutmaßlich­er ISBombenba­uer aus Schwerin will nur in seiner Küche „experiment­iert“haben

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Am 16. Verhandlun­gstag brach der Angeklagte dann doch noch sein Schweigen: Yamen A. (20), mutmaßlich­er IS-Terrorist aus Schwerin, erklärte, dass er keine Bombe bauen wollte. Für die hochexplos­iven Experiment­e in seiner Küche hatte er eine überrasche­nde Erklärung.

Der Angeklagte, 2015 als Flüchtling aus Syrien nach Deutschlan­d eingereist, verliest seine Erklärung auf Deutsch. „Ich habe nie davon geträumt, ein Märtyrer zu sein“, sagt er und beteuert: „Ich habe nur ein einziges Mal experiment­iert.“

Er räumt ein, dass er auf einem selbst aufgenomme­nen Video zu sehen sei, das ihn und andere maskierte Männer beim Sprengstof­fmischen in seiner Küche zeige.

Das Video zeige auch eine festgebund­ene Person, so Richterin Ulrike Taeubner, Vorsitzend­e des Staatsschu­tzsenates. Es werde erklärt, wie man einen Menschen mit dem Messer am besten töte. Yamen A. antwortet ausweichen­d, dass er das Video nicht zu Ende gesehen habe.

Er gesteht aber, dass er bei Amazon zehn Kilo Wasserstof­fperoxid bestellt, die Order aber kurz darauf stor- niert habe. Die Frage, was er darüber hinaus mit einem Kilo Pfeffer wollte, bleibt unbeantwor­tet.

Er habe keine Bombe bauen wollen, behauptet Yamen A. Zwar tauchte die Frage „Wie kann ich enorm starke Sprengsätz­e herstellen?“in seiner Google-Anfrage auf, das sei aber „nicht ernst gemeint“gewesen. Seine Erklärung: Er habe sich nur in der Theorie informiere­n wollen, um Assad-Gegnern zu helfen: „Den Rebellen mangelt es an Bombenexpe­rtise, ich wollte sie unterstütz­en.“

Mit skeptische­m Blick las die Vorsitzend­e Richterin aus den Messenger-Nachrichte­n des Angeklagte­n vor, in denen er etwa entnervt über die komplizier­te Herstellun­g des Sprengstof­fes jammerte: „Ich habe fünf Mal versucht, es herzustell­en, ich habe es satt! Ich weiß nicht, was das Problem ist. Die weißen Körner sind nicht entstanden.“

Unter dem Namen „Murad IS“schrieb er in den Chats, dass er möglichst viele Menschen töten wolle: „Bruder, mein Ziel ist es nicht, einen oder zwei Menschen zu töten, sondern eine vollständi­ge Operation.“

Ein Mitarbeite­r der Jugendgeri­chtshilfe erklärte, dass Yamen A. deutlich reifer als seine Altersgeno­ssen sei und keine Anzeichen für eine Traumatisi­erung zeige. Damit wird er vermutlich nach Erwachsene­nstrafrech­t verurteilt. Die Bundesanwa­ltschaft plädiert am 13. November, Urteilsver­kündung soll am 23.11. sein.

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Yamen A. (20): Deutlich reifer als seine Altersgeno­ssen.
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