Terrorprozess: Angeklagter bricht Schweigen
Mutmaßlicher ISBombenbauer aus Schwerin will nur in seiner Küche „experimentiert“haben
Am 16. Verhandlungstag brach der Angeklagte dann doch noch sein Schweigen: Yamen A. (20), mutmaßlicher IS-Terrorist aus Schwerin, erklärte, dass er keine Bombe bauen wollte. Für die hochexplosiven Experimente in seiner Küche hatte er eine überraschende Erklärung.
Der Angeklagte, 2015 als Flüchtling aus Syrien nach Deutschland eingereist, verliest seine Erklärung auf Deutsch. „Ich habe nie davon geträumt, ein Märtyrer zu sein“, sagt er und beteuert: „Ich habe nur ein einziges Mal experimentiert.“
Er räumt ein, dass er auf einem selbst aufgenommenen Video zu sehen sei, das ihn und andere maskierte Männer beim Sprengstoffmischen in seiner Küche zeige.
Das Video zeige auch eine festgebundene Person, so Richterin Ulrike Taeubner, Vorsitzende des Staatsschutzsenates. Es werde erklärt, wie man einen Menschen mit dem Messer am besten töte. Yamen A. antwortet ausweichend, dass er das Video nicht zu Ende gesehen habe.
Er gesteht aber, dass er bei Amazon zehn Kilo Wasserstoffperoxid bestellt, die Order aber kurz darauf stor- niert habe. Die Frage, was er darüber hinaus mit einem Kilo Pfeffer wollte, bleibt unbeantwortet.
Er habe keine Bombe bauen wollen, behauptet Yamen A. Zwar tauchte die Frage „Wie kann ich enorm starke Sprengsätze herstellen?“in seiner Google-Anfrage auf, das sei aber „nicht ernst gemeint“gewesen. Seine Erklärung: Er habe sich nur in der Theorie informieren wollen, um Assad-Gegnern zu helfen: „Den Rebellen mangelt es an Bombenexpertise, ich wollte sie unterstützen.“
Mit skeptischem Blick las die Vorsitzende Richterin aus den Messenger-Nachrichten des Angeklagten vor, in denen er etwa entnervt über die komplizierte Herstellung des Sprengstoffes jammerte: „Ich habe fünf Mal versucht, es herzustellen, ich habe es satt! Ich weiß nicht, was das Problem ist. Die weißen Körner sind nicht entstanden.“
Unter dem Namen „Murad IS“schrieb er in den Chats, dass er möglichst viele Menschen töten wolle: „Bruder, mein Ziel ist es nicht, einen oder zwei Menschen zu töten, sondern eine vollständige Operation.“
Ein Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe erklärte, dass Yamen A. deutlich reifer als seine Altersgenossen sei und keine Anzeichen für eine Traumatisierung zeige. Damit wird er vermutlich nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt. Die Bundesanwaltschaft plädiert am 13. November, Urteilsverkündung soll am 23.11. sein.