Hamburg weist berühmten Erdogan-Kritiker aus
Nach Eklat bei PresseKonferenz: Journalist Adil Yigit soll ausreisen
Beim Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Erdogan hatte er für einen Eklat gesorgt. Jetzt soll der in Hamburg lebende Journalist Adil Yigit das Land verlassen. Am Freitag bekam der 60-Jährige einen Ausweisungsbescheid. In der Türkei droht ihm Gefängnis.
Adil Yigit hatte die Türkei nach dem Militärputsch 1980 verlassen. Seitdem lebt er in Deutschland. Er ist Herausgeber der regierungskritischen Onlinezeitung „Avrupa Postasi“und schreibt als Kolumnist für die „taz“. Seine vier Kinder und zwei Enkel haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Seine eigene Aufenthaltsgenehmigung wurde immer wieder verlängert – bis jetzt.
In dem Ausweisungsbescheid des Bezirksamts Hamburg-Mitte heißt es, Yigit müsse zum 22. Januar ausgereist sein oder
werde auf eigene Kosten abgeschoben. Begründung: Er sei nicht erwerbstätig und die „familiäre Lebensgemeinschaft“mit seinen deutschen Kindern bestehe nicht mehr. „Ich hatte erst vor drei Monaten einen Termin mit dem Chef der Ausländerbehörde“, so Yigit zur MOPO. „Er sagte mir, dass ich in zwei bis drei Monaten einen Antrag für die deutsche Staatsangehörigkeit stellen könne.“Der Ausweisungsbescheid habe ihn „aus heiterem“Himmel getroffen. Adil Yigit hat nun ein Problem. In der Türkei würde er vermutlich sofort inhaftiert. Bei einer Pressekonferenz von Erdogan mit Kanzlerin Merkel in Berlin hatte er Ende September ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „Gazetecilere Özgürlük – Freiheit für Journalisten in der Türkei“getragen. Sicherheitskräfte entfernten ihn aus dem Saal, was für heftige Kritik sorgte. In türkischen Medien ist die Abschiebung des „Provokateurs“bereits ein großes Thema.