Brasilien wählt die Diktatur
Bolsonaro gewinnt Präsidentschaftswahl und kündigt „nie da gewesene Säuberungen“an
SCHWERIN - Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD, Foto) fliegt kommenden Donnerstag nach Moskau. Im Gepäck: Eine „Medaille für besondere Verdienste um das Land Mecklenburg-Vorpommern im vereinten Europa und der Welt“für Michail Gorbatschow. Bei der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Deutsch-Russischen Forums hält Schwesig eine Rede. RIO DE JAINEIRO -
Bolsonaro holte Stimmen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Mit seinem wohl kalkulierten gottesfürchtigen Auftreten punktete er bei vielen Menschen in den Armenvierteln. Die wohlhabende Elite wählte ihn, weil sie bei einer neuerlichen linken Regierung um ihren Reichtum und ihre Privilegien hätte fürchten müssen. Das Militär hatte der Ex-Soldat sowieso auf seiner Seite. Großgrundbesitzer und die Agrarlobby waren ebenfalls von Beginn an seine festen Verbündeten. Ihnen versprach er die ungebremste wirtschaftliche Ausbeutung des Amazonasregenwaldes – keine gute Nachricht für die verbliebenen Urvölker und für das Weltklima.
Bolsonaro hatte im Wahlkampf immer wieder erklärt, wie toll er die Militärdiktatur (bis 1985) in seinem Land fand. Der einzige Minuspunkt aus seiner Sicht: Das Regime habe damals „leider nur gefoltert, aber zu wenig getötet“. Seine politischen Kontrahenten überzog er mit absurden Lügen, die aber wohl von vielen geglaubt wurden. So behauptete er über Haddad und seine PT beispielsweise, diese erziehe kleine Kinder systematisch zu Homosexuellen. Im Wahlkampfendspurt bekam er die Folgen seiner spalterischen Reden selbst zu spüren. Ein Mann stach ihn bei einer Wahlkampfveranstaltung nieder. Er überlebte nur knapp. Viele politische Gegner wurden von seinen Anhängern ermordet.
Was nun auf das Land zukommt, kann man nur erahnen: Bolsonaro kündigte „nie da gewesene Säuberungen“an, um seine Gegner aus dem Land zu vertreiben. Diese seien alle „rote Verbrecher“. Der rechte Politiker hat zudem eine Verfassungsänderung angekündigt – diese soll am Parlament vorbei in Kraft gesetzt werden. Dort hat seine Partei nur zehn Prozent der Sitze.