Tödliches Unwetter in Italien Im ganzen Land gilt die höchste Alarmstufe, Schulen bleiben vorerst geschlossen
ROM – Sintflutartiger Regen verwandelt Bäche in reißende Flüsse. Orkanböen zerfetzen Stromleitungen, Erdrutsche begraben Häuser, machen Straßen unpassierbar. Und immer wieder gibt es Tote. Zuletzt spielten sich solche Szenen auf Mallorca ab, jetzt herrscht in Italien in vielen Regionen Unwetteralarm. Forscher sind sicher: Der Klimawandel macht Wetterkapriolen extremer. Und die Folgen werden auch Deutschland treffen.
In Italien bereiten sich Rettungsdienste und Zivilschutz auf eine sich stetig auswachsende Schlechtwetterfront vor. Dabei war die Lage schon gestern schlimm genug. Vier Männer wurden in der südlichen Region Kalabrien in der Nähe der Stadt Crotone von einem Erdrutsch getötet, als sie ein durch das Unwetter zerstörtes Rohr reparieren wollten.
In Südtirol musste die BrennerAutobahn nach einem Murenabgang in beiden Fahrtrichtungen gesperrt werden. Sturmböen und Starkregen erfassten auch Sardinien und die französische Nachbarinsel Korsika.
In der Region Venedig, in der Toskana und in Rom blieben die Schulen geschlossen. Für Küstenorte warnte der Zivilschutz vor Sturmfluten. Im österreichischen Kärnten deckte ein Orkan Dächer ab, 1400 Haushalte waren zeitweise ohne Strom.
Spielt das Wetter nur verrückt? Nein, sagen Forscher. „Die Temperatur der Meeresoberflächen und damit auch des Mittelmeers hat sich durch die globale Erwärmung verändert“, sagt Peter Hoffmann, Meteorologe am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Dadurch habe sich die Dynamik des Wetters verändert. Nicht die Häufigkeit dieser Wetterextreme müsse zunehmen, „aber es ist wahrscheinlich, dass die Intensität zunimmt“.
Und: „Die Erwärmung des Mittelmeers hat auch starke Auswirkungen auf die Regenmengen bei uns“, sagt der Klimaforscher. Tiefs transportierten mit Feuchtigkeit angereicherte Luftmassen nach Norden und ließen sie in Mitteleuropa abregnen. „Das ist eine Fernwirkung der Veränderungen im Mittelmeerraum, die wir auch bei uns spüren.“