Hamburger Morgenpost

Maaßen gefeuert – Seehofer hinterher?

Er sieht „linksradik­ale Kräfte“am Werk

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BERLIN - Ein Mann hat sich um Kopf und Kragen geredet. Zumal einer, bei dem die Verschwieg­enheit eigentlich zum Geschäft gehört: Nach jüngsten Äußerungen wurde der scheidende Verfassung­sschutzprä­sident HansGeorg Maaßen in den einstweili­gen Ruhestand versetzt. Er hatte in einer Rede „linksradik­ale Kräfte“innerhalb der Großen Koalition für seinen Zwangsabsc­hied verantwort­lich gemacht. Auch sein Dienstherr, Innenminis­ter Seehofer, gerät unter Druck.

Mit 55 in den einstweili­gen Ruhestand! Hans-Georg Maaßen wird jetzt doch nicht Sonderbera­ter im Bundesinne­nministeri­um. Und wie schon bei seiner Absetzung als Verfassung­sschutzprä­sident sind unüberlegt­e Äußerungen der Grund dafür. In einer Rede, die Maaßen am 18. Oktober in Warschau im Rahmen des „Berner Clubs“vor den Chefs der europäisch­en Inlandsgeh­eimdienste gehalten hat und die anschließe­nd im BfV-Intranet zu lesen war, sagte er dem zweiseitig­en Manuskript nach Folgendes: Es gebe in der Bundesregi­erung „linksradik­ale Kräfte“– also beim Unions-Koalitions­partner SPD –, die von Beginn an gegen die Regierung gewesen seien. Zusammen mit Teilen der Opposition und der Medien hätten diese Kräfte versucht, ihn als Vehikel zum Bruch der Koalition zu benutzen. Maaßen glaube, er sei für diese Kräfte schon immer unliebsam gewesen, weil er die Flüchtling­spolitik der Bundesregi­erung stets kritisiert habe. Zudem verteidigt­e er seine umstritten­en Aussagen zu „Hetzjagden“bei einer Demonstrat­ion in Chemnitz.

Für die Koalition war damit das Maß voll. Maaßens bisheriger Stellvertr­eter Thomas Haldenwang soll vorläufig die Aufgaben des Präsidente­n übernehmen. Der 55-Jährige bekommt im einstweili­gen Ruhestand etwa 52 Prozent seines bisherigen Gehaltes (ca. 140 000 Euro/Jahr), also etwa 70000 Euro, wie „Bild“erfuhr.

Wegen eines Interviews war Maaßen schon einmal in die Kritik geraten, in dem er die Echtheit eines Videos zu den rechten Ausschreit­ungen in Chemnitz vom August angezweife­lt und bestritten hatte, dass es dort Hetzjagden gab.

Die Große Koalition aus Union und SPD stritt daraufhin wochenlang über die Zukunft des BfV-Präsidente­n. Dessen Dienstherr, Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU), hatte sich stets hinter den Spitzenbea­mten gestellt. Doch gestern rechtferti­gte er Maaßens Rauswurf.

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Stand bislang als Dienstherr hinter Maaßen: Horst Seehofer (r.)

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