Nebenberuf: Kokstester
CDU-Mann machte für Dealer „Qualitäts-Check“
Der CDU-Bezirksabgeordnete Matthias Lloyd (39) hat vor dem Amtsgericht Harburg eingeräumt, dass er sich am 17. Oktober 2017 einem Dealer als Kokstester zur Verfügung gestellt hat. Während die Anklage drei Prüf-Termine aufzählt, räumt der Politiker einen einzigen Fall ein: ausschließlich den, den die Polizei ihm dank eines abgehörten Telefongesprächs ohnehin nachgewiesen hat.
Der Amtsrichter las die Abschrift der Telefonüberwachung vor. „Das ist super, oder?“, fragte der mitangeklagte Dealer Ömer O. darin. Dann sei die Stimme des Abgeordneten zu hören gewesen: „Ja, definitiv ja.“Matthias Lloyd habe „langsam und nasal gesprochen“, notierte die mithörende Polizei.
Zuvor habe Ömer O. dem Politiker am Telefon erklärt, dass er eine „schöne Lieferung“bekommen habe und bat: „Sag mir bitte, wie dir das schmeckt. Wenn es nicht gut ist, sag es, sei ehrlich.“Er habe das Koks auf Kommission gekauft: „Wenn es schlecht gewesen wäre, hätte ich es zurückgeben können.“
Matthias Lloyd, Abgeordneter in der Bezirksversammlung Mitte, lässt seinen Anwalt sprechen: „Es ist richtig, dass Herr Lloyd sich bereit erklärt hat, eine Menge zu testen. Er hatte Suchtdruck und nahm die Gegelegenheit wahr, etwas zu konsumieren und eine Belohnung zu erhalten. Und weiter: „Es ist richtig, dass er mitgeteilt hat, dass es von guter Qualität ist. Und dass er als Lohn für den Testvorgang fünf Gramm erhalten hat.“
Das Test-Koksen fand in der Wohnung des Politikers in Finkenwerder statt.
Der Abgeordnete selbst schweigt. Er ist mit Anzug ins Gericht gekommen, vermeidet den Blickkontakt mit seinen vier jüngeren Mitangeklagten. Ömer O. schilderte dem Gericht, dass Lloyd zwei weitere Lieferungen getestet hat, was dessen Anwalt zurückweist. Den CDU-Mann erwartet eine Strafe wegen Beihilfe zum Drogenhandel von „deutlich unter einem Jahr“, so der Staatsanwalt. Fortsetzung 12. November.