2100 Demokraten gegen 80 Rechtsextreme
Teilnehmerzahl bei Wutbürger-Demo bricht um mehr als die Häfte ein
Angela Merkel wird schon bald nicht mehr CDU-Chefin sein, und auch ihre Tage als Kanzlerin sind gezählt – trotzdem trafen sich gestern wieder Wutbürger und Rechtsextremisten am Dammtorbahnhof, um „Merkel muss weg“zu brüllen. An der letzten Demo dieser Art vor zwei Monaten hatten sich rund 180 Leute beteiligt, diesmal waren es lediglich rund 80. Gleichzeitig nahmen an der parallel stattfindenden Gegendemo 2100 Personen teil. Zu einem Zwischenfall kam es, als Antifaschisten versuchten, den Dammtorbahnhof zu besetzen, um die Anreise der Rechten zu verhindern. Die Polizei räumte das Gebäude.
Nun ist Merkel sowieso bald weg – wozu also noch demonstrieren? Das fragten MOPO-Reporter einige der Merkel-Gegner. Antwort: „Na, weil es doch gar nicht um die Merkel geht. Das ganze System muss weg“, so eine Antwort. Wäre Friedrich Merz der bessere Kanzler? „Schlimmer“, so hieß es.
Veranstalter der rechten Kundgebung war diesmal nicht der Ex-Türsteher Thomas „Togger“Gardlo. Der habe aus „persönlichen Gründen“alle Aktivitäten eingestellt, teilte ein ominöser „Verein zum Schutz von Rechtsstaatlichkeit und Kultur in Deutschland“mit. Daran, dass auch ohne Gardlo Rechtsextremisten die Fäden ziehen, ließ Hamburgs Verfassungsschutz keinen Zweifel. „Wer da mitläuft, muss wissen, dass er gemeinsame Sache mit Rechtsextremisten macht“, so Marco Haase, der Sprecher .
Ein in rechten Kreisen prominenter Redner trat vor den „Wutbürgern“auf: Michael Stürzenberger, ein radikaler Islam-Hasser und Publizist. Er bezeichnete den Stadtteil St. Georg als „islamisch besetzte Zone“und verstieg sich zu der Behauptung, jedem Moslem wohne eine faschistische Ideologie inne.
Veranstalter der antifaschistischen Gegendemo erinnerten daran, dass sich am Freitag die Pogromnacht des 9. November 1938 zum 80. Mal jährt. Damals habe sich gezeigt, wohin Ausgrenzung führe, so eine Sprecherin.