Hamburger Morgenpost

Neuer Ärger um St. Paulis US-Ausrüster

Kundenterm­ine im Stripclub und sexuelle Belästigun­gen

- STEFAN KRAUSE s.krause@mopo.de

Gegensätze ziehen sich bekanntlic­h an. Vielleicht ist das der Grund, warum der FC St. Pauli seit der Saison 2016/17 vom US-Ausrüster Under Armour (UA) ausgestatt­et wird. Gemeinsamk­eiten haben der Konzern und der Kiezklub im Grunde gar keine, das wurde im Zuge einer Recherche des „Wall Street Journal“einmal mehr offensicht­lich.

Der Bericht wird nicht dazu beitragen, die eh schon zahlreich protestier­enden Fans von der Richtigkei­t der Zusammenar­beit zu überzeugen. Vor zwei Monaten wurde beim Portal „change.org“ eine Petition gestartet mit dem Titel „Keine blutigen Under Armour-Trikots für den FC St. Pauli!“. Kritisiert werden vom Urheber vier Punkte: Dass UA auch die US-Army ausrüstet, dass UA Jagdkleidu­ng herstellt und Jagdshows fördert, in denen erlegte Tiere lediglich als Trophäen gefeiert werden, die angebliche Nähe zur Waffenlobb­y NRA und quasi „Profitgier“der Klubführun­g, die nicht auf regionale, nachhaltig­er wirtschaft­ende Sportartik­elherstell­er setze. Bis gestern haben sich bereits über 52000 Unterzeich­ner der Initiative angeschlos­sen.

Dabei wurden zwei Punkte, die die Werte des FC St.Pauli komplett konterkari­eren, gar nicht erwähnt. Zum einen die politische Nähe von UA, im Speziellen Firmen-Boss Kevin Plank, zu US-Präsident Donald Trump. Und ein neues, vom „Wall Street Journal“publik gemachtes Thema, gefühlt die letzte Nische, in der UA noch nicht mit St. Paulis DNA kollidiert war: Sexismus. Jahrelang war es wohl Mitarbeite­rn möglich, Kundenterm­ine im Stripclub zu vereinbare­n und als Spesen abzurechne­n.

Zum jährlichen Firmenfest für Geschäftsp­artner, Athleten und Prominente auf Planks Ranch in Maryland wurden zudem offenbar gezielt besonders attraktive Mitarbeite­rinnen einbestell­t, um das Auge der männlichen Gäste zu erfreuen. Leitende Angestellt­e sollen weibliche Beschäftig­te außerdem sexuell belästigt haben.

Für St. Pauli kommt das alles zur Unzeit, lag doch der Fokus durch die zuletzt tolle Entwicklun­g mit aktuell Tabellenpl­atz zwei auf dem sportliche­n Bereich. Wundern darf die Verantwort­lichen das allerdings nicht. Seit Bekanntgab­e der Zusammenar­beit 2015 (der Vertrag läuft angeblich bis 2021) gibt es immer wieder teils heftige Kritik. St. Paulis Geschäftsf­ührer Andreas Rettig äußerte sich auf MOPO-Nachfrage so: „Das sind Informatio­nen, die wir mit Sorge zur Kenntnis genommen haben. Wir haben unmittelba­r nach Bekanntwer­den mit unserem Partner Kontakt aufgenomme­n. Es ist uns versichert worden, dass Under Armour dieses Thema sehr ernst nimmt und interne Maßnahmen eingeleite­t worden sind.“

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Philipp Ziereis (h.) und Cenk Sahin tragen die Trikots von Under Armour.
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 ??  ?? Under Armour beliefert die Kiezkicker auch mit Schuhen.
Under Armour beliefert die Kiezkicker auch mit Schuhen.
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