Hamburger Morgenpost

Glanz und Elender 20er Jahre

BUCH & SHOW Robert Nippoldt lässt den Mythos aufleben

- Buch: Signierstu­nde: NR

In Deutschlan­ds erster Republik war Berlin der laute, bunte Amüsiersch­uppen: Chansons, Champagner, Charleston-Partys – nichts, was es nicht gab. Glanz und Elend lagen nah beieinande­r, und wo die einen feierten, sparten sich die anderen jeden Bissen vom Munde ab. All das macht den Mythos aus, der bis heute anhält. Das zeigt der Erfolg von Serien wie „Babylon Berlin“– und von Büchern wie dem von Robert Nippoldt (41).

Fünfeinhal­b Jahre hat der Buchkünstl­er aus Münster an „Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger“gearbeitet. Etliche Preise hat er dafür schon abgeräumt, in den nächsten Tagen kommt die zweite Auflage in die Läden. „Das fühlt sich sehr gut an“, sagt Robert Nippoldt und lacht. Der Lohn für monatelang­es Recherchie­ren, Probieren und Zeichnen.

Heute Nachmittag ist er in Hamburg zu Gast, eröffnet an der Bleichenbr­ücke eine Ausstellun­g und lädt zur Signierstu­nde. Der 20er-JahreBoom durch „Babylon Berlin“hat auch seinem Buch noch einmal Schwung gegeben. „Der Synergieef­fekt ist natürlich ein großes Glück“, sagt er.

Auf 220 in Schwarz-Weiß und edlem Champagner gehaltenen Seiten wirft Nippoldt Schlaglich­ter auf das Berliner Nachtleben, porträtier­t Größen wie Bertolt Brecht, Brigitte Helm und Marlene Dietrich, beschreibt Bauten wie „Karstadt“am Hermannspl­atz („Die 28 Rolltreppe­n fuhren nur aufwärts, erst eine Stunde vor Schließung wurde die Fahrtricht­ung umgekehrt“) und den Vergnügung­stempel „Haus Vaterland“(„beherbergt­e zwölf Restaurant­s“) und gibt auch Einblick in die soziale Struktur der Stadt.

„Das Buch soll Spaß machen. Es soll ein Flanieren durch die 20er Jahre sein“, erklärt Nippoldt, der den Titel – „Es wird Nacht im Berlin der Wilden Zwanziger“– sehr wörtlich meint. Und so endet das Buch mit dem Bild des brennenden Reichstags und einem Ausblick auf die dunkelste Epoche der deutschen Geschichte.

➤ Taschen, 224 S., 50 Euro

➤ Heute, 15-19 Uhr, Bleichenbr­ücke 1-7

➤ Show: „Ein Rätselhaft­er Schimmer“, 10.11., 19.30 Uhr, Uebel & Gefährlich, 20 Euro

➤ Party: „Bohème Sauvage“, 10.11., 22 Uhr, Uebel & Gefährlich, ausverkauf­t

 ??  ?? Eine der Berliner Größen, gezeichnet von Robert Nippoldt: Brigitte Helm spielte in „Metropolis“, dem teuersten Film der 20er Jahre, gleich zwei Rollen.
Eine der Berliner Größen, gezeichnet von Robert Nippoldt: Brigitte Helm spielte in „Metropolis“, dem teuersten Film der 20er Jahre, gleich zwei Rollen.
 ??  ?? Werbung für Nippoldts Show: Zusammen mit dem Trio Größenwahn hat er die 20er-Jahre-Amüsiersch­au „Ein Rätselhaft­er Schimmer“ins Leben gerufen. In Hamburg am Sonnabend auch live zu erleben.
Werbung für Nippoldts Show: Zusammen mit dem Trio Größenwahn hat er die 20er-Jahre-Amüsiersch­au „Ein Rätselhaft­er Schimmer“ins Leben gerufen. In Hamburg am Sonnabend auch live zu erleben.
 ??  ?? Eines der letzten Bilder des Buches, mit der Überschrif­t „Der Untergang“: Hitler und Hindenburg am 21. 1ärz 1933
Eines der letzten Bilder des Buches, mit der Überschrif­t „Der Untergang“: Hitler und Hindenburg am 21. 1ärz 1933
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Robert Nippoldt (41, o.) hat das Buch (u.) gezeichnet.
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