Opfer erkennt falschen Polizisten an seinen „Schweinsäuglein“
Kriminelle haben 64-Jährige um 300 000 Euro betrogen
HEIDELBERG - Immer wieder gelingt es Betrügern, sich vor arglosen Senioren als Polizisten auszugeben und sie abzuzocken. Jetzt steht einer dieser Betrüger vor Gericht. Es geht um eine ungewöhnlich hohe Summe.
Über Stunden war eine Sinsheimerin von vermeintlichen Polizisten am Telefon in Angst und Schrecken versetzt worden. Am Ende gab sie nach und händigte ihnen Schmuck und Wertsachen im Wert von rund 300 000 Euro aus. Vor dem Landgericht Heidelberg schilderte die 64Jährige gestern, wie sie im Februar dieses Jahres von zwei vermeintlichen Kommissaren mit Hinweisen auf einen bevorstehenden Einbruch bei ihr manipuliert worden sei. Ein üblicher Vorgang bei Betrügern: Durch die Rolle des Polizisten erschleichen sich die Täter das Vertrauen. Sie geben vor, die Wertgegenstände zu beschützen, machen sich dann aber mit der Beute davon.
Die geschädigte Frau identifizierte den angeklagten 30-Jährigen gestern im Gerichtssaal als den Mann, der von ihr schließlich in einer Plastiktüte die Wertsachen entgegengenommen hatte. „Ich bin wirklich sicher, dass er das ist.“
Der Mann habe die gleichen „Schweinsäuglein“wie der Mann auf der Anklagebank gehabt. „Ich bin menschlich ruiniert“, sagte sie auf die Frage, wie es ihr nach der Tat gehe.
Der wegen Betrugs angeklagte Mann gab allerdings an, sich zur Tatzeit im westfälischen Hagen aufgehalten zu haben. Er soll laut Anklage in einer Gruppe mit weiteren Tätern als sogenannter Läufer fungiert haben – also als der, der die Beute abholte.
Zum Prozessauftakt sind zehn Zeugen geladen. Das Urteil wird am 22. November erwartet. Derweil bedienen sich Kriminelle weiterhin der Masche. Zuletzt warnte die Polizei in Baden-Württemberg vor falschen Polizisten.