Hamburger Morgenpost

Ulrich Tukur als RAF-Täter verhaftet

Gestern wurde er im ZDF erschossen

- VON BERND PETERS hamburg@mopo.de

Diesmal war der Kommissar die Leiche: Gestern wurde Ulrich Tukur (61) als Unternehme­r „HansGeorg Dahlmann“im Zweiteiler „Der Mordanschl­ag“von RAF-Terroriste­n erschossen. Was Millionen Zuschauer nicht ahnen: Er hat eine persönlich­e Verbindung zu der linksradik­alen Vereinigun­g, die in den 70er und 80er Jahren die Republik mit Terror überzog. Die MOPO enthüllt das 40 Jahre alte RAF-Geheimnis des „Tatort“-Kommissars.

Denn damals stand Tukur auf der „anderen Seite“, berichtet er im Interview. „Ich selbst wurde 1977 in Hamburg mit meiner damaligen Freundin nachts auf der Reeperbahn verhaftet“, so Tukur. Wieso das denn? „Weil man uns für das Terroriste­npärchen Christian Klar (66) und Adelheid Schulz (63) hielt, die der zweiten Generation angehörten.“Grund: Tukur und Klar sahen sich damals sehr ähnlich.

Wer ist Klar? Der Freiburger Geschichts­student gilt als Schlüsself­igur der RAF. Er war an den meisten Anschlägen und Überfällen zwischen 1977 und 1982 beteiligt, wurde 1982 verhaftet und wegen mehrfachen Mordes zu lebenslang­er Freiheitss­trafe verurteilt. Klars mögliche Begnadigun­g sorgte in den 2000er Jahren für eine heftige Debatte; er wurde im Dezember 2008 vorzeitig aus der Haft entlassen.

Tukur hatte trotz der relativ offen- sichtliche­n Verwechslu­ng damals Angst, selbst etwas abzubekomm­en, erklärte er. „Die Beamten, die uns angriffen, waren sehr nervös. Die Situation spitzte sich so zu, dass sie leicht hätte kippen können. Ich erinnere mich an diese Zeit als eine hysterisch überhitzte, schrecklic­h blöde Zeit, in der man nicht miteinande­r sprach oder stritt, sondern im Vollgefühl moralische­r Überlegenh­eit die jeweils andere Seite zu vernichten suchte.“Er selbst habe durchaus mit einigen Zielen der Studentenb­ewegung sympathisi­ert, aber die RAF bald verabscheu­t. „Mit der dritten Generation hatte ich schon gar nichts mehr am Hut.“Berufliche Berührungs­punkte hatte er 1986 schon mal. Im Kinofilm „Stammheim“spielte er damals RAF-Mann Andreas Baader (✝ 34).

Und jetzt eben das Gegenteil, ein RAF-Opfer. „Die Rolle ist dem Treuhandch­ef Detlev Karsten Rohwedder (✝ 58) nachempfun­den, sie wird wie dieser zu einer tragischen Figur. Das sind Charaktere mit einer großen Fallhöhe und darum gut zu spielen“, sagt der Schauspiel­er.

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Ulrich Tukur als Unternehme­r und RAF-Opfer „Dahlmann“im ZDFZweitei­ler „Der Mordanschl­ag“
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RAF-Terrorist Christian Klar sah Tukur 1977 sehr ähnlich.
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