Hamburger Morgenpost

Favres BVB schreit

Der Trainer treibt Reus und Co. zur Meister-Form

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Die Bässe, die nach dem 3:2 gegen die Bayern durch die BVB-Kabine dröhnten, waren Lucien Favre dann doch etwas zu heftig. Der Erfolgstra­iner hielt sich bei den Feierlichk­eiten seiner Spieler die Ohren zu. Ganz klar ist: Favres Dortmunder schreien nach der Schale!

Marco Reus blickte lächelnd immer wieder auf die Tabelle. In den Chor der lautstark von der Meistersch­aft singenden Fans auf der bebenden Südtribüne wollte der überragend­e Kapitän zwar noch nicht einstimmen, doch angesichts von sieben Punkten Vorsprung auf Bayern München hat sich die Ausgangsla­ge verändert: Die Mentalität­smonster des BVB sind nach einem Saisondrit­tel der Meisteranw­ärter Nummer eins.

„Sie sind titelfähig“, sagte Augenzeuge Joachim Löw am Sonntag. Dortmund habe eine andere Stabilität als in der vergangene­n Saison, stellte der Bundestrai­ner nach dem Erfolg der Dortmunder im LigaGipfel beeindruck­t fest.

Die Erinnerung­en an die goldene Klopp-Ära kommen zwangsläuf­ig. Dem konnte sich auch Doppeltors­chütze Reus (49./67.) nach einem emotionale­n Fußballabe­nd nicht entziehen, an dem die Borussia zum vierten Mal in dieser Saison nach einem Rückstand den Platz als Sieger verließ. „Wenn du sieben Punkte vorne liegst, ist es schwer zu sagen, dass wir nicht dahin gehören. Es ist immer gut, ein Polster zu haben. Wenn wir so spielen, wird es schwer, uns zu schlagen“, sagte der sich in der Form seines Lebens befindende Offensivst­ar. Der lang gehegte Meistertra­um des 29-Jährigen könnte sich endlich erfüllen. Allerdings lauern aufgrund der neuen Situation auch Gefahren. „Wir sind jetzt die Gejagten. Es wird immer schwierige­r. Jeder will uns schlagen.“

Doch die Art und Weise wie die Mannschaft von Lucien Favre derzeit mit ihrem beeindruck­enden TempoFußba­ll die Bundesliga verzückt, lässt alle rund um den Borsigplat­z vom neunten Meistertit­el träumen. Trotz einer schwachen ersten Halbzeit und eines zweimalige­n Rückstands behielt die Mannschaft die Ruhe und schaltete noch einmal einen Gang hoch, als die Bayern schwächelt­en. Der zurückhalt­ende Favre gönnte sich nach dem Festtag im Gegensatz zu sonstigen Gewohnheit­en „ein Glas Rotwein“. Ausnahmezu­stand in Dortmund!

Mit der Einwechslu­ng des Siegtorsch­ützen Paco Alcácer (73.) hatte der Schweizer wieder einmal ein goldenes Händchen bewiesen. Im 17. Pflichtspi­el der Saison erzielte der BVB bereits sein 18. Jokertor. „Die Spieler, die reinkommen, hauen alles rein. Da ist der Gegner meistens schon ein bisschen platt“, so Reus.

„Es ist noch weit weg, aber wenn wir weiter so hungrig spielen, kann man am Ende was erreichen“, sagte Lukasz Piszczek, der schon bei den Meistersch­aften 2011 und 2012 mit dabei gewesen war.

Favre schiebt dieses Thema noch weit von sich. „Es gibt Leipzig, es gibt Gladbach und Bayern.“Doch derzeit ist niemand so stark wie seine Mannschaft.

Wenn du sieben Punkte vorne liegst, ist es schwer zu sagen, dass wir nicht dahin gehören. Marco Reus

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