Hamburger Morgenpost

Der Kapitän muss jetzt die Kurve kriegen

Routinier (32) kämpft mit Ersin Zehir (20) um Platz von Flum

- BUTTJE ROSENFELD r.rosenfeld@mopo.de

Im Sommer wurde St. Paulis Kapitän von der Mannschaft in seinem Amt bestätigt. Doch während die meisten Kiezkicker den aktuellen Höhenflug genießen können, geht es Bernd Nehrig sportlich schlecht. Der 32-Jährige büßte seinen Stammplatz ein, den er lange innegehabt hatte.

In Magdeburg (2:1) und gegen Darmstadt (2:0) wurde er jeweils in der 90. Minute eingewechs­elt, beim 2:1 in Bielefeld durfte er bloß eine Minute früher ran. Motto: Ein bisschen Zeit gewinnen und das Ergebnis absichern. Nur einmal stand Nehrig in der Startelf: Beim 1:4 bei Union Berlin wurde er aber nach 53 Minuten ausgewechs­elt. Für den Routinier eine mehr als unbefriedi­gende Bilanz.

Bitter auch deshalb, weil der gebürtige Heidenheim­er monatelang – bis in die Sommervorb­ereitung – unter den Folgen einer Wadenverle­tzung litt, die sich verschlimm­ert hatte, weil er sich im Abstiegska­mpf der Vorsaison leicht angeschlag­en zur Verfügung gestellt hatte.

Anfangs dieser Spielzeit gab er sich noch kämpferisc­h: „Es wird immer so sein, dass mich eine solche Situation wurmt. Ich bin ein Wettkampft­yp und kann daher nicht auf der Bank sitzen.“Sollte sich seine Situation nicht ändern, so Nehrig damals, würde er sich im Winter Gedanken über einen Wechsel machen. Mittlerwei­le mag er nicht mehr öffentlich über seine Situation reden, eine Interviewa­nfrage der MOPO lehnte er ab, womit er seiner Stellung als Immer-Noch-Kapitän leider nicht ganz gerecht wird.

Nun läuft ihm die Zeit davon, er muss jetzt die Kurve kriegen. Sein Vize Johannes Flum führte das Team bis auf eine Ausnahme aufs Feld, er muss in Regensburg (25.11.) wegen der fünften Gelben Karte zusehen. Wer ersetzt ihn dort? Ist es Youngster Ersin Zehir (20), der für Flum zuletzt regelmäßig in der Schlusspha­se kam? Oder der zwölf Jahre ältere Nehrig? Es ist ein Duell der KiezklubGe­nerationen.

Auch Sportchef Uwe Stöver beschäftig­t sich logischerw­eise damit. Über Zehir sagt er: „Ersin hat sich aus seinem kleinen Tief, das er im Sommer hatte, hervorrage­nd rausgearbe­itet. Er ist ein recht kompletter Spieler in allen Bereichen, entwickelt sich sehr gut.“

Über Nehrig urteilt der Manager so: „Wir wissen alle, was Bernd imstande ist zu leisten. Aber wir haben gerade einen großen Konkurrenz­kampf speziell auf der Sechser- und Achterposi­tion. Da werden Nuancen entscheide­nd sein. Ich bin selbst gespannt, wer spielt.“

Das dürfte auch davon abhängig sein, wie sich Nehrig und Zehir morgen im Test beim Oberligist­en Niendorfer TSV (19 Uhr) präsentier­en. Klar scheint: Wenn Nehrig in Regensburg wieder nicht starten sollte, dürfte er auf absehbare Zeit keine Chance mehr haben, seinen alten Status als Stammspiel­er zu erreichen. Und dann wird er seinen Berater sicherlich bitten, in der Winterpaus­e einen neuen Verein für ihn zu suchen.

Es werden Nuancen entscheide­nd sein. Ich bin selbst gespannt, wer spielt. Sportchef Uwe Stöver

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Endlich mal auf dem Platz: Bernd Nehrig blockt den Ball von Bielefelds Lucoqui ab.
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