Hamburger Morgenpost

Grüne bald stärkste Partei in Deutschlan­d?

Union noch knapp vorn. Gründe für den Erfolg

- Grüne Sympathiet­räger:

BERLIN - Die Grünen auf der Überholspu­r: An der SPD sind sie längst vorbeigezo­gen, liegen nur noch knapp hinter der Union. Wäre jetzt Bundestags­wahl, bekämen CDU und CSU laut ARDDeutsch­landtrend zusammen gerade mal 26 Prozent, die Grünen 23 Prozent. Sind die Ökos bald stärkste Partei in Deutschlan­d? Was sind die Gründe für den Erfolg? ➤ Der Trend ist grün. Von Umfrage zu Umfrage legen die Grünen zu, sowohl im Bund als auch in den Ländern. Das gibt der Partei Schwung, der Erfolg lässt innerparte­iliche Grabenkämp­fe derzeit nicht aufkommen. Hinzu kommt: Grüne Themen beherrsche­n die Schlagzeil­en: Diesel-Krise, Energiewen­de, Waldbrände in Kalifornie­n, Überschwem­mungen in Italien, Gerechtigk­eitsdebatt­e über die politische Teilhabe von Frauen – ein Heimspiel für eine Partei, die von Anfang an auf Quoten setzte.

➤ Die Konkurrenz schwächelt.

Die CDU schafft es nicht mehr, ihre Kräfte zu bündeln. Sie leistete sich mit der CSU einen Abnutzungs­kampf, der Angela Merkel, über viele Jahre unangefoch­tene Führungsfi­gur und Deutschlan­ds beliebtest­e Politikeri­n, stark beschädigt­e. Jetzt ist die CDU bei der Kandidaten­findung für eine Nachfolge Merkels vor allem mit sich selbst beschäftig­t. Weder Annegret KrampKarre­nbauer noch Friedrich Merz und schon gar nicht Jens Spahn verbreiten Aufbruchst­immung. Ein Weg, auf dem die SPD ihre Bedeutung als Volksparte­i einbüßte. Sigmar Gabriel, Martin Schulz, jetzt Andrea Nahles: Das Personalka­russell drehte sich zuletzt rasant – Bahn frei für die Grünen.

➤ Grüne bieten der AfD Paroli:

Während zum Beispiel die CSU sich in Sachen Flüchtling­e lautstark die Rechtsauße­n-Positionen der AfD zu eigen gemacht und deren Rüpelhafti­gkeit kopiert hat, halten die Grünen Kurs und positionie­ren sich so als Anti-AfD. Politische Geradlinig­keit wird von Wählern honoriert, ein Eiertanz wie bei der Union abgestraft.

➤ Das Führungsdu­o Robert Habeck und Annalena Baerbock kommt gut rüber. Cem Özdemir ist auch ohne wichtige Parteifunk­tion präsent. Die Fraktionsc­hefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter gelten in ihrer Opposition­sarbeit als effektiv.

➤ Das sind die Risiken: In den Ostländern kämpfen die Grünen darum, überhaupt in die Parlamente zu kommen. Nächstes Jahr sind Landtagswa­hlen in Brandenbur­g, Sachsen und Thüringen. Sollten die Grünen hier scheitern, könnte sich der Trend drehen.

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