„Maryam durfte nicht tanzen“
Familienhelferin über das Leben von Sandra P. mit dem Mann, der sie und ihr Kind tötete
„In Afrika wärst du längst tot“– diese und andere Drohungen soll Mado M. (33) gegenüber der Mutter seiner Tochter geäußert haben. Im Doppelmordprozess gegen den Asylbewerber aus dem Niger sagte gestern eine Familienhelferin aus, die Sandra P. (✝ 34) und ihre fünf Kinder betreut hat. Die Zeugin erklärte auch, warum Sandra P. sich immer wieder für muslimische Männer als Partner entschied.
Im Februar 2017 hatte Sandra P. sich hilfesuchend ans Jugendamt gewandt, 14 Monate bevor der Angeklagte sie und ihre kleine Tochter Maryam (✝21 Monate) auf dem Bahnhof Jungfernstieg ermordete. Sandra P. hatte fünf Kinder von vier Vätern, bat um Unterstützung beim Umgang: „Sie war eine sehr engagierte Mutter“, so die Familienhelferin (39), „sie hatte immer das Wohl der Kinder im Visier, wollte, dass sie Kontakt zu ihren Vätern hatten. Sie hat eigentlich alles richtig gemacht.“
Schnell trat der Konflikt mit dem Vater ihres jüngsten Kindes in den Fokus der Betreuung. Im Juni 2017 hatte das Paar sich getrennt, nachdem Sandra P. herausgefunden hatte, dass ihr Freund im Internet Kontakt zu anderen Frauen suchte.
Außerdem habe Mado M. als strenggläubiger Muslim verlangt, dass die kleine Maryam nicht zu Musik tanzen dürfe und ein Kopftuch tragen solle. „Das kommt nicht infrage“, habe Sandra P. dazu gesagt.
Nach der Trennung berichtete Sandra P. immer wieder von Drohungen. Einmal habe Mado M. angekündigt, sich mit seiner Tochter „auf die Schienen zu legen“. Die Familienhelferin: „Er hatte eine sehr patriarchale Struktur, in der Väter das Sagen haben. Ich hatte den Eindruck, dass er ein ganz anderes Rechtsverständnis hat, dass er glaubte, als Vater könne er ohne Rücksicht auf Maryams Bedürfnisse über sie bestimmen.“
Bereits im November 2017 habe sie eine „nahende Gefahr“gespürt, so die Zeugin: „Ich habe einen Blick von ihm gesehen, er war unerreichbar für Lösungen, kreiste nur um sich selbst.“
Trotz der Drohungen habe Sandra P. immer wieder versucht, ihrer Tochter Kontakt zum Vater zu ermöglichen: „Ich fragte sie einmal, ob sie keine Angst habe. Sie sagte: ,Nein, der tut mir nichts.‘ Sie war eine sehr mutige, unerschrockene Frau.“
Auch warum sie sich immer wieder zu muslimischen Männern hingezogen fühlte, habe sie Sandra P. einmal gefragt. Die Antwort der fünffachen Mutter: „Weil die keinen Alkohol trinken.“