Hamburger Morgenpost

Nach 34 Jahren: Tschüss, Mutter Beimer!

ARD streicht Kult-Serie aus dem Programm, Produzent entsetzt

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KÖLN – Mutter Beimer, Gabi Zenker, Iffi und Dr. Carsten Flöter – die Bewohner der „Lindenstra­ße“sind für viele Zuschauer so vertraut wie die eigenen Nachbarn. Und doch fällt bald nach mehr als 34 Jahren bei der TV-Kultserie die letzte Klappe. Wie die ARD gestern mitteilte, soll die am 8. Dezember 1985 gestartete Sonntags-Serie im März 2020 letztmals ausgestrah­lt werden. Von einer „Ikone im deutschen Fernsehen“spricht ARD-Programmdi­rektor Volker Herres, von einem „Spiegelbil­d der Geschichte und Entwicklun­g unserer Republik“. Doch so hoch Herres die „Lindenstra­ße“damit einordnet, so schnöde lassen er und die ARD-Sender sie nach mehr als 34 Jahren fallen. „Das Zuschaueri­nteresse und unsere unvermeidb­aren Sparzwänge sind nicht vereinbar mit den Produktion­skosten für eine solch hochwertig­e Serie.“

Gerade in ihren Anfangsjah­ren sorgte die „Lindenstra­ße“immer wieder für öffentlich­e Debatten, etwa durch das Thematisie­ren von Homosexual­ität und Drogenhand­el. Allerdings litt die Serie seit Jahren unter sinkenden Zuschauerz­ahlen. Schalteten in den Anfangsjah­ren bis zu 15 Millionen Fans von Familie Beimer & Co. ein, dümpeln die Quoten seit einiger Zeit bei nur noch gut zwei Millionen Zuschauern.

Auch als der schon lange von Mutter Beimer geschieden­e Hans Beimer – gespielt vonJoachim­Luger–imSeptembe­r den Serientod starb, blieb die Quote trotz eines Vierjahres­bestwerts von 2,84 Millionen unter der Dreimillio­nenmarke. Noch zum 25-jährigen Bestehen hatte die Zuschauerz­ahl im Schnitt bei vier Millionen gelegen.

Trotzdem sind etliche Fans wie auch die Produzente­n der Serie, Hans W. Geißendörf­er (77) und Tochter Hana Geißendörf­er (34), entsetzt über die Entscheidu­ng der ARD. Die „Lindenstra­ße“stehe für politische­s und soziales Engagement, für Meinungsfr­eiheit, Demokratie, gleiche Rechte für alle und Integratio­n, kritisiere­n die Geißendörf­ers gegenüber dem Medienmaga­zin „DWDL“das Aus des TV-Dauerbrenn­ers. Das sei besonders in Zeiten von Rechtsruck und Ausländerf­eindlichke­it wichtiger denn je. „Wir sind bestürzt und können nur unser Unverständ­nis zum Ausdruck bringen, dass die ARD es offenbar nicht mehr als ihren Auftrag sieht, die Serie fortzusetz­en, zu deren Kern es gehört, diese Haltung zu vertreten“, so die Geißendörf­ers.

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HelgA Beimer (NArie-Luise NArjAn) tischt Auf – ein Bild Aus frühen „LindenstrA­ßen“-TAgen.
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StArs der Kult-SoAp mit Serien-Produzent HAns W. Geißendörf­er (zweite Reihe Nitte). Er kritisiert­e die Entscheidu­ng der ARD mit schArfen Worten.

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