Die große Diesel-Pleite
Verheerende Bilanz nach einem halben Jahr: An den Straßen mit Fahrverboten steigt die Schadstoff Belastung sogar noch an!
Die Bilanz ist verheerend: Seit 31. Mai gelten auf zwei Straßen in Altona DieselFahrverbote für alle Fahrzeuge unter Euro-6-Norm. Und was hat’s gebracht? Die Belastung mit Stickstoffdioxid (NO2) hat sich in der Stresemannstraße nur leicht verbessert – in der MaxBrauer-Allee sind die Werte sogar noch gestiegen!
➤ Der Befund: Rund 100 Umleitungsund Verbotsschilder hat die Stadt aufgestellt. Gerade anfangs gab es noch große Polizeikontrollen. Die Daten im Hamburger Luftmessnetz sprechen aber eine deutliche Sprache: Zu Beginn der Maßnahmen ist zwar wirklich eine Verbesserung der Daten in der „Strese“abzulesen. Die Messstation auf 1,50 Meter Höhe zeigt hier für den Juni eine Veränderung zum Vorjahr von 47 Mikrogramm pro Kubikmeter auf 37. Und damit unter dem EUGrenzwert von 40.
Damals gab es auch recht viele Anfangskontrollen. Richtung Herbst gleichen sich die Werte allerdings immer mehr dem Vorjahr an. Im Oktober schnellt der Wert dann nach oben, liegt mit 48 Mikrogramm pro Kubikmeter sogar deutlich über dem von 2017 – damals waren es 39!
Schlimmer noch sieht es in der Max-Brauer-Allee aus – hier gilt das Verbot nicht nur für Lkw, sondern auch für Pkw: Nur im August sind die Werte besser als im Jahr 2017, als es noch keine Fahrverbote gab. In vier Monaten sind die Werte sogar schlechter. Rechnet man alle Monate zusammen, ergibt sich eine Steigerung der Belastung um sieben Prozent. Heißt: Die Verbotszonen-Maßnahme scheint nicht viel zu bringen.
➤ Zu wenig Kontrollen? MOPO-Reporter und Anwohner berichten immer wieder, dass Fahrzeuge durchfahren, die mit Sicherheit nicht die Euro6-Norm erfüllen – es würde schließlich kaum kontrolliert. Die Polizeipressestelle indes versichert auf MOPOAnfrage: „Wir kontrollieren in unregelmäßigen Abständen.“Genauere Angaben könne man aber nicht machen.
BUND-Chef Manfred Braasch kommentiert: „Die entscheidende Frage ist, ob die Fahrverbote tatsächlich von der Polizei durchgesetzt werden.“Das wolle man den Senat am Ende des Jahres fragen.
➤ Was könnte noch helfen? „Fahrverbote sind grundsätzlich ein wirksames Instrument“, so Braasch weiter. Neben den regelmäßigen Kontrollen durch die Polizei müsse man aber unbedingt über eine großflächige Erweiterung des Verbots nachdenken. „Sonst verlagert sich das Problem nur.“
Norbert Hackbusch (Linke) kommentiert gegenüber der MOPO: „Die Verbots-Maßnahme des Senats erweist sich als Beruhigungsmittel und PRGag!“Er fordert den Senat auf, nicht erst in einem Jahr weitere Maßnahmen zu diskutieren. „Wir schlagen als ersten Schritt ein Lkw-Transit-Verbot durch Hamburg vor.“Zudem solle an den belasteten Hauptstraßen der Einsatz von Elektrobussen forciert werden. Wie bisher könne es auf jeden Fall nicht weitergehen: „Das ist fortgesetzte Körperverletzung!“
Die Hamburger CDU dagegen fordert, die Fahrverbote
Das ist fortgesetzte Körperverletzung! Und die Maßnahme offenbar nur ein PR-Gag!
Norbert Hackbusch (Linke)
gleich ganz aufzuheben: „Die steigende Stickstoffbelastung entlarvt Kerstans SinnlosFahrverbote als wirkungslose Maßnahme“, sagt UmweltSprecher Stephan Gamm. Ganz zu schweigen von den Belastungen der Anwohner der Ausweichstrecken, so Gamm weiter. Sein Fazit: „Die unsinnigen Verbote unverzüglich aufheben!“
➤ Das sagt die Umweltbehörde: Ihre Einschätzung ist ganz anders. „Die Tendenz stimmt“, so ein Sprecher. Für eine belastbare Aussage brauche es aber das Jahresmittel. Da gebe es erst in ei nem halben Jahr
➤ Und das ist anderswo geplant: Hamburg hat bundesweit den Anfang gemacht. 2019 sollen Verbote in Berlin, Frankfurt und anderen Städten folgen. D Hamburger Bei jedoch eher Mah macher sein.