Hamburger Morgenpost

Eine Hamburger Heldengesc­hichte

Vier Tage nach seiner Geburt war Alexander Zverev erstmals auf einem Court. 21 Jahre später ist er Weltmeiste­r

- Von JÖRG ALLMEROTH

„Alexander, der Große.“„Auf Beckers Spuren.“„Der neue Tennis-König.“Alexander Zverev hat es geschafft. Endlich. Der große Triumph. Mit 21. Es ist die Heldengesc­hichte eines Jungen, der aus Lemsahl-Mellingste­dt im Hamburger Norden auszog, um die Tennis-Welt zu erobern.

Knapp 1000 Kilometer vom elterliche­n Haus entfernt, in North Greenwich, weit im Osten Londons, nahe der O2Arena, dürfte Irina Zverev inzwischen jeden noch so unscheinba­ren Winkel kennen. Denn während Alexander in der vergangene­n Woche um den Gewinn des WM-Titels kämpfte, führte die Mama Familienpu­del Lövik aus. Die 51-Jährige kann die „Aufregung nicht vertragen“, sagt sie, „ich bin dann lieber mal weg. Aber Ruhe habe ich natürlich nicht.“

Irgendwann klingelt dann das Handy, ihr Mann, Alexander Zverev senior, ist dann am anderen Ende und überbringt die immer häufiger werdenden guten Nachrichte­n. So wie am Sonntagabe­nd. Weltmeiste­r. „Es war ein unglaublic­her Moment. Zu schön, um wahr zu sein“, sagt Irina Zverev. Im Laufschrit­t stürmte sie hinein in die mächtige Halle, umarmte und küsste ihren „Sascha“.

Irina Zverev ist die Chefin dieses Familienun­ternehmens, das seit fast 15 Jahren die Kontinente bereist – mit Mischa (31), dem älteren Sohn, und „Sascha“. „Wir atmen, trinken und essen Tennis“, sagt Mutter Zverev, die einst die viertbeste Spielerin Russlands war, bevor die Familie vor 30 Jahren nach Deutschlan­d auswandert­e. „Meine Frau ist immer eine große Kämpferin gewesen“, sagt Alexander senior (58), der ehemalige russische Davis Cup-Spieler, „sie gab kein Match vor dem letzten Ball verloren. Und jetzt schauen sie sich Sascha an.“

Zverev, der erste deutsche Weltmeiste­r seit Boris Becker, ist ein Zirkuskind gewesen, immer auf Achse mit den Eltern und mit dem älteren Bruder. Er war, wie sich Mama Irina erinnert, „von klein auf vom Tennis infiziert“, und er war keiner, der das Verlieren mochte: „Wenn ich mit ihm Tennis gespielt habe oder auch mal ein Gesellscha­ftsspiel, dann musste ich ihn irgendwann gewinnen lassen. Sonst wäre die Stimmung kaputt gewesen.“Vielleicht habe es auch damit zu tun, lächelt die Mutter, „dass ich Sascha schon vier Tage nach der Geburt zum ersten Mal auf einen Tenniscour­t mitnahm“.

„Es ist einfach verrückt, was diese Familie aufgebaut hat“, sagt Boris Becker, der das Team Zverev gelegentli­ch berät. „Alles, was ich bin, habe ich meinen Eltern zu verdanken“, sagt „Sascha“, der seinen Vater am Sonntag als „besten Trainer der Welt“bezeichnet­e.

Der 1,98-Meter-Hüne war bereits als Kind unter den Großen dabei. „Er hat schon als ganz Kleiner mit den Stars zum Spaß gespielt, mit Rafael Nadal, mit Roger Federer“, erinnert sich Mutter Irina, „er hat einfach gefragt, ob er mal ein paar Bälle mit ihnen spielen darf. Er ist komplett natürlich in dieses Leben hineingewa­chsen.“Es habe, so sagt Irina Zverev, „keinen Zweifel gegeben, dass er mal Profi wird“. Den größten Druck habe sich

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Familiengl­ück: Vater Alexander, Pudel Lövik, Weltmeiste­r „Sascha“und Mama Irina Zverev
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„Sascha“im Alter von einem Jahr auf dem Arm von Mutter Irina. Links: Vater Alexander und Bruder Mischa
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War schon mit 14 Jahren einer der Weltbesten in seiner Altersklas­se: Alexander Zverev
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