Der Meister-Fälscher zeigt uns seine Kunst
Weltweit sorgte die irre Geschichte von Wolfgang Beltracchi für Schlagzeilen
Einen Picasso? Matisse? Pechstein? Für Wolfgang Beltracchi kein Problem! Der 67-Jährige fälschte 35 Jahre lang Gemälde, verdiente damit Millionen – und erschütterte die Kunstwelt, als schließlich alles aufflog. Jetzt stellt er 27 Gemälde in Hamburg aus.
Sein Fall gilt als der größte Kunstfälscher-Skandal der Nachkriegszeit. Etwa 300 Bilder soll Wolfgang Beltracchi insgesamt gefälscht haben. Dafür imitierte er akribisch die Mal-Stile von rund 50 berühmten Künstlern wie Max Ernst und Fernand Léger. Dabei schuf er keine Kopien bekannter Werke, sondern erfand neue Titel, die in die Zeit der Künstler passten.
In der Barlach Halle K sind ab heute 27 neue Gemälde von Beltracchi zu sehen – auch auf diesen kopiert er den Stil großer Meister, von der römischen Antike bis zur Gegenwart. Die Motive sind historisch bedeutsame Ereignisse, die die Künstler aber selbst nie gemalt haben.
So malte Gustav Klimt nie ein Selbstporträt. Das holte Beltracchi nun für ihn nach – und schummelte sein eigenes Gesicht direkt noch mit in den Hintergrund.
Oder er malte das Auslaufen des Forschungsschiffes „HMS Beagle“, mit dem Charles Darwin um die Welt reiste und die bahnbrechende Evolutionstheorie mit nach Hause brachte. Wichtigster Künstler war damals William Turner, der die ablegende „Beagle“aber nie malte, obwohl er Darwin kannte.
Wie Beltracchi die Malweisen so perfekt kopiert? „Dafür analysiere ich das komplette Umfeld des Künstlers“, erklärt er. „Seine Denkweise, seine Erfahrungen mit Farben, Textur und Licht.“Und Beltracchi hat viel Übung: Mit 14 Jahren malte er seinen ersten „Picasso“– an einem Nachmittag. Damals schaute er seinem Vater, einem Restaurator, oft bei der Arbeit zu.
Doch erst später machte er mit seinen Fälschungen Millionen. Seine Frau half ihm dabei, die Werke zu verkaufen. Bis 2010 alles aufflog: Auf einem angeblichen Werk von Heinrich Campendonk fanden Experten ein „Titanweiß“, das es zur Entstehungszeit des Bildes noch gar nicht gegeben hätte. Sechs Jahre saß Beltracchi in Haft, seine Frau vier.
Heute ist der 67-Jährige schlauer: Alle Gemälde in der Ausstellung tragen seine eigene Unterschrift.
➤ BHBAHKU HHAAT KS Bis zum 19.12., Di-So 11-19 Uhr, 6 Euro, Klosterwall 13 (Hammerbrook), Tel. 46 863 20