Kampf um BilligWohnungen am Kanal
K b g b d g g
Gibt es ein Recht auf den unverbauten Wasserblick? Darum tobt derzeit ein heftiger Streit in Winterhude. Ein Investor will an der Dorotheenstraße 100 Wohnungen errichten, eine Initiative kämpft dagegen. Derzeit läuft ein Bürgerentscheid (MOPO berichtete). Der Investor will die Wahlberechtigten nun unter anderem an der Haustür von seinem Projekt überzeugen.
Darum geht es: An der Dorotheenstraße stehen am Mühlenkampkanal drei Hochhäuser aus den 60er Jahren, 14 Stockwerke hoch. Der Investor Robert Vogel KG will dort fünf fünfgeschossige Neubauten mit insgesamt 100 Wohnungen (2-4 Zimmer) errichten. Der Clou: die ersten fünf Jahre unter 9 Euro Miete pro Quadratmeter. Und: Der Uferbereich soll erstmals öffentlich zugänglich werden.
Die Initiative „SOS Mühlenkampkanal“kämpft dagegen und sammelte mehr als 10000 Unterschriften. Ihr Argument: Die Bebauung ist zu dicht, Grünflächen würden vernichtet. Seit Kurzem können nun die Bürger im Bezirk Nord abstimmen.
„Wir wagen ein Experiment. Ist es möglich, in guter Lage einen Neubau für weniger als 9 Euro Miete pro Quadratmeter zu errichten? Wir sagen: ja“, sagt Lars Hansen, Geschäftsführer der Robert Vogel KG. Man sei der Initiave in vielen Punkten entgegengekommen: Bauten sollen mit fünf Meter Abstand zum Ufer entstehen. Trotzdem habe die Initiative Verhandlungen abgebrochen.
Die Bezirksfrakionen von SPD, Grüne, CDU und FDP unterstützen das Vorhaben. Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapeltfeldt kritisierte schon im Januar den Protest. Hamburg brauche „eine gemeinsame Kraftanstrengung der Stadtgesellschaft, für geförderten Wohnungsbau gerade in solchen Quartieren einzutreten, wo wir eine gesellschaftliche Mischung ermöglichen können“, so die Senatorin.
Egoismus weist die Inititative von sich. „Aufgrund der entstehenden Enge gehen wir davon aus, dass es dort eine große Fluktuation geben wird“, so Sprecher KarlLorenz Ottensmeyer. Und: Nach fünf Jahren wird die Miete schätzungsweise um fünf Euro steigen (Mietspiegel). Von daher sei dies kein günstiger Wohnraum.
Die Robert Vogel KG will an ihrem Vorhaben festhalten. „Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum,“so Lars Hansen. Das Unternehmen will nun mit Hausbesuchen , Flyern und Anzeigen für sein Vorhaben werben.
Der Bürgerentscheid läuft bis zum 6. Dezember. Die einfache Mehrheit entscheidet. Aber selbst wenn sie gegen den Investor ausgeht, will der nicht aufgeben. Nach Zwei-Jahres-Sperrfrist will er es erneut versuchen.