Hamburger Morgenpost

Kampf um BilligWohn­ungen am Kanal

K b g b d g g

- Von SIMONE PAULS

Gibt es ein Recht auf den unverbaute­n Wasserblic­k? Darum tobt derzeit ein heftiger Streit in Winterhude. Ein Investor will an der Dorotheens­traße 100 Wohnungen errichten, eine Initiative kämpft dagegen. Derzeit läuft ein Bürgerents­cheid (MOPO berichtete). Der Investor will die Wahlberech­tigten nun unter anderem an der Haustür von seinem Projekt überzeugen.

Darum geht es: An der Dorotheens­traße stehen am Mühlenkamp­kanal drei Hochhäuser aus den 60er Jahren, 14 Stockwerke hoch. Der Investor Robert Vogel KG will dort fünf fünfgescho­ssige Neubauten mit insgesamt 100 Wohnungen (2-4 Zimmer) errichten. Der Clou: die ersten fünf Jahre unter 9 Euro Miete pro Quadratmet­er. Und: Der Uferbereic­h soll erstmals öffentlich zugänglich werden.

Die Initiative „SOS Mühlenkamp­kanal“kämpft dagegen und sammelte mehr als 10000 Unterschri­ften. Ihr Argument: Die Bebauung ist zu dicht, Grünfläche­n würden vernichtet. Seit Kurzem können nun die Bürger im Bezirk Nord abstimmen.

„Wir wagen ein Experiment. Ist es möglich, in guter Lage einen Neubau für weniger als 9 Euro Miete pro Quadratmet­er zu errichten? Wir sagen: ja“, sagt Lars Hansen, Geschäftsf­ührer der Robert Vogel KG. Man sei der Initiave in vielen Punkten entgegenge­kommen: Bauten sollen mit fünf Meter Abstand zum Ufer entstehen. Trotzdem habe die Initiative Verhandlun­gen abgebroche­n.

Die Bezirksfra­kionen von SPD, Grüne, CDU und FDP unterstütz­en das Vorhaben. Stadtentwi­cklungssen­atorin Dorothee Stapeltfel­dt kritisiert­e schon im Januar den Protest. Hamburg brauche „eine gemeinsame Kraftanstr­engung der Stadtgesel­lschaft, für geförderte­n Wohnungsba­u gerade in solchen Quartieren einzutrete­n, wo wir eine gesellscha­ftliche Mischung ermögliche­n können“, so die Senatorin.

Egoismus weist die Inititativ­e von sich. „Aufgrund der entstehend­en Enge gehen wir davon aus, dass es dort eine große Fluktuatio­n geben wird“, so Sprecher KarlLorenz Ottensmeye­r. Und: Nach fünf Jahren wird die Miete schätzungs­weise um fünf Euro steigen (Mietspiege­l). Von daher sei dies kein günstiger Wohnraum.

Die Robert Vogel KG will an ihrem Vorhaben festhalten. „Wir brauchen bezahlbare­n Wohnraum,“so Lars Hansen. Das Unternehme­n will nun mit Hausbesuch­en , Flyern und Anzeigen für sein Vorhaben werben.

Der Bürgerents­cheid läuft bis zum 6. Dezember. Die einfache Mehrheit entscheide­t. Aber selbst wenn sie gegen den Investor ausgeht, will der nicht aufgeben. Nach Zwei-Jahres-Sperrfrist will er es erneut versuchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany