Hamburger Morgenpost

Dieser Flüchtling will Deutschleh­rer werden

Iraker möchte trotzdem ein Sprachinst­itut gründen

- LUCIE WITTENBERG lucie.wittenberg@mop

„Das Leben ist zu kurz, um Deutsch zu lernen“, soll der US-Schriftste­ller Mark T ain mal gesagt haben. Einen Germanisti­kstudenten schreckt das aber nicht ab: Er will anderen seine Liebe zur Sprache näher bringen und Lehrer werden – dabei spricht er noch gar nicht so lange Deutsch.

Hasan Radhi (28) lebt in Hamburg, studiert seit diesem Semester an der Uni Germanisti­k und Ethnologie und wohnt in einer WG auf St. Pauli. Klingt erst mal ganz normal, oder? Radhi lebt aber erst seit Kurzem in Deutschlan­d: Vor drei Jahren kam er als Flüchtling aus dem Irak nach Hamburg, weil der „Islamische Staat“in seine Stadt einfiel, die Familie tötete.

Nach seiner Ankunft machte er ein Freiwillig­es Ökologisch­es Jahr (FÖJ) im Botanische­n Garten in Wandsbek. Bis zu 75 Teilnehmer haben das bis jetzt gemacht, davon waren aber insgesamt nur sieben Flüchtling­e.

„Mein Deutsch war da noch nicht so gut. Ich habe viel zu den Umweltthem­en recherchie­rt“erzählt Radhi dessen graue Haare ihn ein wenig älter erscheinen las sen. „Die Leute haben mich motiviert Deutsch zu spre chen.“Durch das FÖJ konnte er herausfind­en, was seine wirklichen Interessen sind er entschied sich für ein Ger manistikst­udium.

„Ich möchte ein Institut gründen, in dem Deutsch als Fremdsprac­he gelehrt wird, um diese wunderschö­ne Sprache zu verbreiten“, so Radhi. „Daneben würde ich gerne auch weiterhin ehrenamtli­ch unterricht­en.“

Momentan bringt er zwei mal die Woche Menschen Deutsch bei, die das für ihren Integratio­nskurs oder ihre Ausbildung brauchen.

Doch sein Traum als Lehrer zu arbeiten, steht auf der Kippe: Sein Asylgesuch wurde mehrfach abgelehnt, während seines F Js erreichte ihn der erste Ablehnungs­be scheid. „Ich liebe Hamburg. Die Stadt ist mein zweites Zuhause“, erzählt der Stu dent, der bei dem Thema un ruhig wird. Seine Ersparniss­e würden nicht mehr reichen, um sich das Studium selber zu finanziere­n, ohne Aufenthalt­serlaubnis dürfe er aber auch nicht arbeiten.

Doch es gibt Hoffnung: Radhi zieht bald vor Gericht, um seine Abschiebun­g anzufechte­n und um damit sei nem Lehrerwuns­ch näher zu kommen.

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