Verplant!
Initiative und Besitzer streiten um das Prestige-Kiez-Gelände
Neuer Streit um das Gelände der ehemaligen EssoHäuser! Nachdem sich die Eigentümerin (Bayerische Hausbau), Anwohner und Politik heftig über eine künftige Bebauung gezofft haben, sollte es dank eines Kompromisses im kommenden Jahr endlich mit den Bauarbeiten losgehen. Doch nun entflammt der Zwist erneut. Das Projekt steht kurz vorm Scheitern.
Sie waren legendär: die Esso-Häuser am Spielbudenplatz. Als die maroden Gebäude einzustürzen drohten, wurden alle Bewohner in einer Nacht-und-NebelAktion evakuiert – durften nie wieder einziehen. Abriss! Es folgte ein heftiger Streit. Anwohner fürchteten die zunehmende Gentrifizierung des Viertels.
Man einigte sich auf eine Bürgerbeteiligung. In einer „Plan-Bude“konnten zukünftige Bewohner und Nachbarn mitentscheiden, wie das Gelände in Zukunft aussehen soll. Am Ende des jahrelangen Tüftelns stand ein Entwurf, der alle Seiten vermeintlich glücklich machte und der bis über die Stadtgrenzen hinweg für Aufsehen sorgte: ein Quartier, gestaltet und geplant von Investor, Politik und Anwohnern – einzigartig!
Der Entwurf sah 60 Prozent des Areals für sozialen Wohnungsbau, soziales Gewerbe und Freizeitflächen vor. Doch dieses „Herzstück“des neuen Quartiers steht nun womöglich vor dem Aus. Margit Czenki von der „PlanBude“erklärt: „Plötzlich konnte sich die Bayerische Hausbau nicht mehr an unsere Absprachen erinnern.“Es habe nämlich bereits einen potenziellen Käufer für die 60 Prozent des Areals gegeben, sagt Czenki: Eine Hamburger Genossenschaft habe sich bereit erklärt, sich um den Bau der Wohnungen und restlichen Sozial-Einrichtungen zu kümmern.
Doch statt wie geplant auf den übrigen 40 Prozent der Fläche zu bauen, habe die Bayerische Hausbau auf einmal das komplette Areal für sich reklamiert, so die „Plan-Bude“-Vertreterin.
Erneut habe man mit dem Eigentümer verhandelt, berichtet Czenki im MOPO-Gespräch. Schließlich sei es gelungen, der Bayerischen Hausbau zumindest einen Teil des Herzstück-Areals doch abzuringen: ein Gelände, auf dem rund 30 Wohnungen und ein Teil der geplanten Sozial-Einrichtungen entstehen können.
Das Problem: Für dieses abgerungene Stück gibt es noch keinen Träger! Der Genossenschaft sei dieses Gebiet zu klein geworden, eine Alternative gebe es bislang nicht.
Und jetzt? „Wenn wir bis zur Auslage der neuen Pläne im Februar keinen neuen Träger finden, dann ist die Sache gelaufen“, sagt Czenki. „Dann greifen nämlich die Rückfalloptionen und das ganze Gelände darf von der Bayerischen Hausbau nach eigenen Vorstellungen bebaut und/oder verkauft werden.“Die „Plan-Bude“-Vertreterin ist frustriert: „Da raufen wir uns über Jahre hinweg zusammen. Da entsteht etwas so Gutes. Und nun scheitert das vielleicht!“
Bei der Bayerischen Hausbau sieht man die Situation naturgemäß anders: Von einer Erinnerungslücke will Sprecher Bernhard Taubenberger nichts wissen, er spricht seinerseits von einer „interessengeleiteten Erinnerung“der „Plan-Bude“-Vertreter.
Die Bayerische Hausbau habe „nie ein konkretes Angebot von einer Genossenschaft vorliegen gehabt“. Es sei richtig, dass „Plan-Bude“die 60 Prozent geförderten Wohnraum gerne an eine Genossenschaft verkauft gesehen hätte. Aber: „Wir als Eigentümerin haben da nie eine Zusage gemacht. Wir haben immer gesagt: Wir sind bereit für Vorschläge.“