Hamburger Morgenpost

„Ministerin Nobody“zweifelt an Homo-Ehe

Bisher war es eher ruhig um Anja Karliczek – doch eine Äußerung sorgt für Häme und Ärger

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BERLIN - Anja ... wer? Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) ist bislang wohl eher politische­n Insidern bekannt. Das ist schon eine Leistung, wenn man seit mehr als einem Jahr eines der eher wichtigen Ressorts im Bundeskabi­nett leitet. Doch eine Aussage hat der unscheinba­ren Westfälin jetzt schlagarti­g größere Prominenz verschafft: Mit ihrer Bemerkung über Kinder in gleichgesc­hlechtlich­en Ehen hat die 47-Jährige einen Sturm der Entrüstung ausge- löst. Karliczek hat erklärt, die Lebensbedi­ngungen von Kindern mit gleichgesc­hlechtlich­en Eltern seien aus ihrer Sicht noch nicht ausreichen­d erforscht. Sie halte deshalb eine Langzeitst­udie über die Auswirkung­en für erforderli­ch. Außerdem kritisiert­e sie, dass die Homo-Ehe „überstürzt“eingeführt worden sei.

Man reibt sich verwundert die Augen: Ist die Frau schlecht informiert oder schlicht ignorant? „Schon heute belegen Studien, dass sich Kinder in homosexuel­len Partnersch­aften genauso gut entwickeln wie in Familien mit Mutter und Vater“, sagte Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) dem Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d. Entscheide­nd sei, dass sich Menschen liebevoll um ihre Kinder kümmerten. Weit weniger freundlich als Karliczeks Ministerko­llegin reagieren Opposition­spolitiker.

Die Linken-Abgeordnet­e Doris Achelwilm spricht von einer „ärgerliche­n Realitäts- verweigeru­ng“. Karliczek kleide „Vorurteile in unsachgemä­ße Scheinargu­mente“. Sven Lehmann (Grüne) wirft der Ministerin eine „hinterwäld­lerische Haltung“vor: „Sie hat die letzten Jahrzehnte offenbar geschlafen.“

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Hat Zweifel an der Homo-Ehe: Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU). Bisher war es eher ruhig um sie.

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