Hamburger Morgenpost

CDU-Machtkampf: AKK vorn!

Halbzeit im Rennen urn die Merkel-Nachfolge nach vier von acht CDU-Regionalko­nferenzen. Laut ZDF-„Politbarom­eter" liegt Annegret Kramp-Karrenbaue­r bei den Unionsanha­ngern mit 38 Prozent weit vor Friedrich Merz (29 Prozent) and Jens Spahn (sechs Prozent).

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Annegret Kramp-Karrenbaue­r (56)

… gilt unter den Kandidaten als am pragmatisc­hsten und am wenigsten konservati­v.

Manko:

Sie kann sich nicht aus dem Schatten der Kanzlerin lösen. Als sie in Halle erklärte, sie habe das Thema UNMigratio­nspakt unterschät­zt, erntete sie offene Unmutsbeku­ndungen.

Vorteil:

Ihre Nähe zu Merkel könnte am Ende auch ein Pluspunkt sein. Denn sollte die Kanzlerin weiter im Amt bleiben, dürfte die Zusammenar­beit zwischen den beiden Frauen am geräuschlo­sestenfunk­tionieren–Stabilität ist inder CDU ein hoher Wert! Und auch ihr „Frau-sein“weiß die Saarländer­in geschickt zu nutzen. Als sie von der Moderatori­n ermahnt wird, sich kürzer zu fassen, antwortet sie zur Freude des weiblichen Teils des Publikums: „Frauen nutzen ein größeres Vokabular – deshalb brauchen wir mehr Zeit.“Bei den CDU-Anhängern genießt sie den höchsten Wert!

Friedrich Merz (63)

... landete in den jüngsten Umfragen zwischen AKK und Spahn. Trotzdem hat er zuletzt an Zustimmung verloren, auch wenn sein finanzpoli­tischer Sachversta­nd geschätzt wird.

Manko:

Seine ursprüngli­che Selbsteins­chätzung, er gehöre zur „gehobenen Mittelschi­cht“, dürfte an der Glaubwürdi­gkeit des (bisherigen) Einkommens­millionärs gekratzt haben. Mit seinem jüngsten Vorstoß, das Asylrecht weiter einzuschrä­nken, hat Merz den Bogen aber womöglich überspannt. Die Kritik, auch seiner Konkurrent­en, war so groß, dass er ein Stück weit zurückrude­rn musste, um den Schaden zu begrenzen.

Vorteil:

Man hält ihn für kompetent, er ist eloquent und versteht es, die CDUMitglie­der mitzureiße­n – wenn er beispielsw­eise an die „guten alten Zeiten“erinnert: „Die CDU kann 40 Prozent schaffen. Ich traue mir zu, die AfD zu halbieren.“

Jens Spahn (38)

... liegt in der ZDF-Umfrage abgeschlag­en auf Platz drei. Bei Kompetenz, Glaubwürdi­gkeit und Sachversta­nd erreicht er die niedrigste­n Werte aller drei Kandidaten.

Manko:

Sein bisher wichtigste­r politische­r Vorstoß in der Bewerbungs­phase – der Vorschlag, den UN-Migrations­pakt auf dem Parteitag zu diskutiere­n – hat ihm viel Kritik eingebrach­t. Er wurde von vielen Parteigröß­en indirekt als Rechtspopu­list geschmäht. Dieses Image hatte er aber schon vor seiner Bewerbung. Wohl auch deshalb dringt er mit seinem Werben um moderatere Parteimitg­lieder und der Versicheru­ng, die CDU nicht nach rechts rücken zu wollen, nicht richtig durch.

Vorteil:

Sein Alter. Auf den Regionalko­nferenzen weiß er das Publikum für sich zu gewinnen – mit Sätzen wie: „Die Jugend von heute ist so CDU wie nie zuvor. Sie weiß es nur noch nicht.“

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