Alles neu auf Norderney
Kulinarische Wattwanderung und ein Lofthotel mit neuem Konzept: Familie Brune sorgt für frischen Wind auf der größten ostfriesischen Insel
Von ANKE GEFFERS
Wenn Markus Kebschull zum Wandern ins Watt geht, dann geht es nicht nur darum, die Tier- und Pflanzenwelt dieser einzigartigen von der UNESCO zum Welterbe erklärten Landschaft zu erkunden. Der 49Jährige ist Küchenchef im Hotel Seesteg, dem einzigen Fünf-Sterne-Haus auf Norderney. Und er findet im Watt einiges, was später auf den Tellern seiner Gäste landen könnte.
Queller zum Beispiel. Jetzt im Winter sieht die grüne Salzwiesenpflanze ein bisschen mickrig aus – „dann importieren wir aus Frankreich“, sagt der Sternekoch. Im Frühjahr aber ist der heimische NorderneyQueller als Beilage zu Fisch oder Salat durchaus ein Genuss.
Wattführerin Berit Finkennest zeigt den Gästen, die heute eine kulinarische Wattwanderung gebucht haben, ein paar unscheinbar aussehende Steine, die mit Algen bewachsen sind. „Die kann man einfach so essen“, sagt sie und pflückt ein paar Blätter ab.
Markus Kebschull überlegt unterdessen, wie er die Algen in seine exquisiten Gerichte integrieren kann. Die schmecken auch pur ganz gut. Nicht fischig, eher ein bisschen nussig. Und gesund sind die Algen auch noch. Selbstverpflegung im Watt, wer hätte gedacht, dass das so einfach ist?
Trotzdem: Ein weitaus höherer Genuss ist das Essen, dass Kebschull später am Abend im Hotel Seesteg serviert. Jakobsmuscheln mit Apfel, Kimchi und Algen zum Beispiel. Wobei die Algen auf der Karte nicht aus dem Norderneyer Wattenmeer stammen. Oder friesisches Reh mit Rote Be- te, Pilzen und Kumquat. Ungewöhnliche Kombinationen aus regionalen und internationalen Zutaten sorgen für einzigartige Geschmackserlebnisse. Und für einen einzigartigen Abend.
„Wir möchten, dass die Atmosphäre locker ist, obwohl unser Restaurant eine Top-Adresse für Gourmets ist“, sagt Hotelier Jens Brune. „Die Leute sollen sich wohlfühlen, sich unterhalten und Spaß haben.“Lange Bänke, ein offenes Raumkonzept, viel Holz, Glas und Ziegelstein – alles ist bis ins Detail durchdacht.
Brune kommt aus einer Familie, die seit Generationen auf Norderney Hotels betreibt. Zusammen mit seinem Bruder Marc hat er vor einigen Jahren beschlossen, auf der Insel etwas ganz Neues zu versuchen.
Das exklusive Hotel Seesteg mit seinen wenigen großzügigen MeerblickZimmern und dem Infinity- Pool auf dem Dach ist ein Beispiel für Innovation – das Inselloft gleich nebenan ist ein weiteres Exempel.
Die Brüder Brune haben hier einige historische Häuser zu einem einzigartigen Hotel zusammengefasst. Eine überdachte Holzveranda verbindet das Ensemble, zu dem auch ein Designshop, eine Bäckerei und ein Restaurant gehören.
Auf den Holzdielen stehen Schaukelstühle und Bänke, fast könnte man meinen, an der Ostküste der USA gelandet zu sein. Stylish und charmant eingerichtet, quartieren sich hier vor allem junge Familien und Paare ein, die täglich neu entscheiden können, ob sie sich selbst versorgen möchten oder sich doch lieber von Felix Wessler und seinem Team bekochen lassen.
Das dritte Hotel im Bunde ist das Haus am Meer, ein traditionelles Norderneyer Hotel mit Schwimmbad und Wellnessbereich und frisch renovierten Appartements und Zimmern.
Und während sich die Wellen brechen und der Wind pfeift, könnte man jetzt noch einen Absacker in der Milchbar nehmen. Der weiße Pavillon am Meer ist so was wie ein Wahrzeichen der Insel. Umgebaut und zum Szenetreffpunkt gemacht haben ihn – na klar, die Brunes.