Der erste Sieg gegen Union brachte den Titel
Vor 95 Jahren schrieb der HSV Geschichte
Union Berlin und der HSV treffen morgen erstmals im Profifußball aufeinander. In einem Pflichtspiel hat es dieses Duell bislang überhaupt erst zweimal gegeben. Der erste Vergleich liegt über 95 Jahre zurück. Der HSV wird sich gerne erinnern. Das Spiel brachte den Hamburgern den ersten Meistertitel.
Als der HSV und Union Berlin erstmals aufeinandertrafen, da wurde Union noch nicht „Eisern“genannt. Die Berliner hießen damals noch Union Oberschöneweide. Am 10. Juni 1923 traten sie vor über 60000 Zuschauern im Deutschen Stadion im Berliner Grunewald zum Endspiel um die Deutsche Meisterschaft an. 6000 Hamburger waren dabei. Sie sahen, wie der HSV die Berliner schwindlig spielte. Otto „Tull“Harder traf zum 1:0 (36.), Ludwig „Luten“Breuel erhöhte nach der Pause auf 2:0. Karl Schneider sorgte mit dem Schlusspfifffürdas3:0.DerHSV war Deutscher Meister.
„Hamburg erscheint als Kern einer neuen deutschen Hoffnung“, würdigt das Fachblatt „Turnen, Spiel und Sport“und führt den Erfolg auf die „Kombination im Rahmen des Ganzen und Auswertung der persönlichen Energie bis zur Erschöpfung“zurück. Die HSV-Helden werden zu Millionären, das liegt aber nicht an ihrem Triumph in Berlin. In ganz Deutschland herrscht Inflation: Die 1700 HSVMitglieder müssen 20 000 Mark Monatsbeitrag zahlen.
Der 15-malige Nationalspieler Harder bleibt kein Held: 1932 tritt er der NSDAP bei, als SS-Untersturmführer kommandiert er die Neuengammer KZ-Außenstelle Ahlem. 1947 wird Harder als Kriegsverbrecher zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.