Wie das Urvolk lebt, das einen Missionar tötete MIT PFEIL & BOGEN
Stammesvolk der Sentinelesen brachteAmerikaner (27) um
Als überzeugter Christ wollte er einen abgeschotteten Stamm auf einer einsamen Insel missionieren – und das bezahlte John Allen Chau (27) mit dem Leben. Trotz eindringlicher Warnungen hatte sich der Amerikaner John Chau von Fischern zur Insel North Sentinel bringen lassen. Als er das Volk der Sentinelesen erreichte, habe John Allen Chau laut Medienberichten gerufen: „Mein Name ist John. Ich liebe euch und Jesus liebt euch.“
Doch Angehörige des Stammes der Sentinelesen beschossen den Eindringling mit Pfeilen, wie Fischer beobachteten. Dass er sich mit der Reise nach North Sentinel in Lebensgefahr begeben hatte, war Chau sehr bewusst. „Bitte seid nicht wütend auf sie oder auf Gott, wenn ich getötet werde“, hatte der 27-Jährige seinen Eltern geschrieben.
Mithilfe der indischen Polizei wird nun versucht, die Leiche des Missionars zu bergen. „Wir müssen aufpassen, dass wir das Stammesvolk nicht stören“, sagte der örtliche Polizeichef Dependra Pathak. Die Sentinelesen auf der Andamanen-Insel
NEU-DELHI -
sind eines der am stärksten isolierten Völker der Erde, sie lehnen jeglichen Kontakt zur Außenwelt ab.
Indiens Regierung akzeptiert den Wunsch nach Abgeschiedenheit und verbietet es, sich den Inselbewohnern auf weniger als fünf Kilometer zu nähern. Auf das Fotografieren und Filmen der Sentinelesen stehen strenge Strafen. Mit einer Fläche von rund 75 Quadratkilometern ist die Insel nur etwa ein Zwölftel so groß wie Berlin. Nach Angaben der Organisation Survival International, die sich für den Schutz indigener Völker einsetzt, stammen die Sentinelesen von den ersten Gruppen des Homo sapiens ab, die von Afrika in andere Erdteile wanderten. Auf den Andamanen leben sie demnach bereits seit mehreren Tausend Jahren.
Die Zahl der Bewohner wird auf rund 150 Sentinelesen geschätzt. Auf den wenigen Fotos, die aus der Luft von ihnen gemacht wurden, ist zu erkennen, dass sie dunkle Haut haben und keine Kleidung tragen. Aus Blättern und anderen Naturmaterialien fertigen sie Schmuck wie Ketten oder Stirnbänder an.
John Chau schrieb kurz vor seinem Tod nieder, dass die Bewohner etwa 1,65 Meter groß und ihre Gesichter mit gelbem Puder bemalt seien. Die Sentinelesen sind Jäger und Sammler, sie finden ihre Nahrung im Wald, der praktisch die ganze Insel bedeckt, sowie im Meer. Mittlerweile verwenden sie wohl auch Metall, das sie auf Schiffswracks finden oder das vom Meer angespült wird.