Hamburger Morgenpost

Dämonen aus der Hölle

Nur noch bis Sonnabend: Galerie zeigt verscholle­ne Werke

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Dämonen ringen in düsteren Grotten mit Aliens, werden dabei von Fabelwesen beobachtet: Die Bilder des Hamburger Malers Jacques Henri Roger (1942-2012) sind alles – nur nicht langweilig. Bis Sonnabend ist das Werk dieses zu Unrecht vergessene­n Künstlers noch in der „Galerie beim Schlump“zu bestaunen.

„Der große Schweiger“nannte man den 1942 in Paris geborenen Künstler. Und weil es eben nicht sein Ding war, sein unglaublic­h vielseitig­es und umfangreic­hes Werk anzupreise­n, blieb Roger die öffentlich­e Anerkennun­g versagt. Eine Ausstellun­g gab es in Hamburg zu seinen Lebzeiten ebenfalls nicht. Und das, obwohl der Künstler nach dem Studium in Frankreich seit 1972 in der Hansestadt lebte.

In 40 Jahren entstand hier ein Werk irgendwo zwischen Surrealism­us, Phantastis­chem Realismus und Psychedeli­c-Art. Viele Bilder sind ohne Titel. Einige hat Roger aber doch benannt – mit „Der zerbrechli­che Mann“oder „Am Horizont, die Wüste ...?“oder „Der Zerkauer der Mastodonte­n“und „Das Selbstmörd­er-Institut“.

Fast schon altmeister­lich ist seine Liebe zu Details. Der Betrachter steht vor den großformat­igen Werken und kann sich gar nicht sattsehen an Ruinen, Grotten, Spiralen und geometrisc­hen Mustern. Und plötzlich blickt einen etwas versteckt am unteren Bildrand ein ernst blickender Mann mit Vollbart an: der Künstler – von dem es so gut wie keine Fotos gibt – selbst! Immer für Überraschu­ngen gut, dieser Jacques Henri Roger. Galerist Tim Ewald: „Roger hat eine eigene Bildsprach­e entwickelt. Er begibt sich auf imaginäre Reisen, besucht die Höllen des Hieronymus Bosch und scheint, was die Darstellun­g des deformiert­en menschlich­en Körpers angeht, mit Francis Bacon zu wetteifern“. Ewald nennt Rogers Werk „einen Schatz“, und der besteht nicht nur aus Gemälden, sondern auch aus Holz-Plastiken. Die sind erstaunlic­h elegant, fast filigran und bilden so einen schönen Gegensatz zum eher düsteren Bildschaff­en des Künstlers.

➤ Galerie beim Schlump: Bis 8.12., Mi-Fr 11-18 Uhr, Sa 10-14 Uhr, Beim Schlump 10 (Eimsbüttel)

Roger hat eine eigene Bildsprach­e entwickelt, begibt sich auf imaginäre Reisen. Tim Ewald, Galerist

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Beachten Sie den böse blickenden Mann unten – es ist der Künstler Jacques Henri Roger.
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„Der Zerkauer der Mastodonte­n“ist der Titel dieses 1,60 mal 1,20 m großen Kunstwerks.
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