Dieses SUV ist gar nicht wasserscheu
Viel neue Technik und Sicherheitssysteme machen den Wagen schwer – und fit für fast jeden Untergrund
Kaum zu glauben, dass diese Wuchtbrumme mal aus der M-Klasse hervorgegangen ist. Der Mercedes GLE ist inzwischen ein Riese. In jeder Beziehung. Vollgestopft mit Technik wächst und wächst das Luxus-SUV. Nicht nur in der Länge. Auch beim Preis. Mindestens 65807 Euro sind für den Einstiegsdiesel 300d (245 PS) fällig.
Preistreiber Nr. 1: Die Flut an Wohlfühltechnik und Assistenzsystemen. Von denen werden im neuen GLE inzwischen mehr verbaut, als es Apfelsorten im gut sortierten Supermarkt gibt.
Der Mercedes GLE setzt auf pure Überwältigung. Vorm Fahrer ploppt das bisher größte verbaute Head-up-Display (1178 Euro) auf. In Laptopformat werden Fahrdaten auf die Windschutzscheibe projiziert – Tempo, zulässige Höchstgeschwindigkeit, Navisymbole, Verkehrszeichen, die gewählte Radiostation.
Anfangs stört die Größe, doch gewöhnt man sich schnell daran. Ja, man fährt konzentrierter, da man den Blick nicht mehr auf die beiden je 12,3 Zoll großen Bildschirme abschweifen lassen muss.
Ablenken lassen wir uns dann aber doch. Denn bei den ersten Testfahrten ist man darauf konzentriert, alle Spielereien zu entdecken, mit denen Mercedes im GLE lockt. Der „Energizing Coach“im Energizing Paket Plus (4075 Euro) macht aus ihm so eine Art Wellnessoase auf vier Rädern, aktiviert über ein Lotusblüten-Symbol.
Je nach Stresszustand des Fahrers wird die passende Musik eingespielt, wechseln Farben von Armaturen und beleuchteten Leuchtbändern, wird der Innenraum beduftet, die Temperatur verändert. Wer’s braucht.
Schon sinnvoller: Der Sitz gibt sanfte Stöße ab, um Rücken und Oberschenkel zu massieren – und wird sogar zum Personal Trainer.
Im Workoutprogramm soll man beim Fahren genau gegen jene Punkte drücken, die vom Sitz angestoßen werden – das soll dann die Muskeln entspannen und entkrampfen, lange Autofahrten erträglicher machen.
Fahren kann der Mercedes GLE natürlich auch, aber auch das fühlt sich anders an. Was zum einen natürlich an den vielen Assistenzsystemen liegt, die man schon aus der S-Klasse kennt. Der Stau-Assistent, kombiniert mit Echtzeitverkehrsinformationen und aktivem Lenk-Assistenten sieht etwa den Stau im Voraus, reduziert die Geschwindigkeit rechtzeitig – und bringt das Auto so zum Stehen, dass die Rettungsgasse eingehalten wird.
Aber vor allem das elektrohydraulische E-ActiveBody-Control-Fahrwerk (7735 Euro), das es anfangs
aber nur im GLE 450 (Sechszylinderbenziner mit 367 Euro) gibt, macht Fahren zu einer Erfahrung.
Je nach Situation hebt oder senkt sich die Karosserie automatisch bis zu sechs Zentimeter – das gelingt durch Pumpen an den Rädern, die blitzschnell Öl in die Dämpfer schießen. Ergebnis: Der GLE rauscht ohne fühlbare Neigung durch die Kurve. Früher war der Vergleich „Fährt ja wie ’ne Sänfte“ein Schimpfwort, heute kann man wie in einer Sänfte um die Kurve getragen werden – und trotzdem sportlich unterwegs sein.
Auch Schlaglöcher werden so dank Frontkamera und Oberflächenscanner (Road Surface Scan) locker ausgebügelt. Und falls man wirklich mal mit dem GLE ins Gelände geht und dann im Sand stecken bleibt: Im Kombination mit dem „Offroad-Paket Plus“kann man sich mit dem hüpfenden Fahrwerk wieder aus dem Dilemma befreien. Selbst Wasserdurchfahrten sind für dieses SUV kein Problem.
Viel Technik, die kaschiert, wie groß das etwas rundlicher gewordene Luxus-SUV heute ist. Die M-Klasse kam vor 20 Jahren auf 4,64 Meter. Der GLE hat zugelegt: Nur acht Zentimeter fehlen an der 5-Meter-Marke. 2,2 Tonnen wiegt die Wuchtbrumme, für die aber die Einstiegsmotorisierung ausreicht.
Der Mercedes GLE 300d 4Matic, der bei Anstrengung allerdings etwas rau klingt, holt 245 PS aus einem 2-LiterVierzylinder. Er schiebt sich energisch vorwärts, auch der Spurt von 7,2 Sekunden von 0 auf 100 ist bei diesem Gewicht beachtlich.
Der Zuwachs an Länge und beim Radstand (um acht Zentimeter) kommt auch innen an. Selbst hinten haben großgewachsene Beifahrer keine Probleme. Genug Platz fürs Gepäck gibt es auch: 630 bis 2055 Liter schluckt der Wagen. Das alles hat seinen Preis: Ab 65 807 Euro für den 300d, beim GLE 45 dürfen es noch 7000 Euro mehr sein. Dieser Testwagen wurde uns von Mercedes zur Verfügung gestellt. Mercedes GLE 300d 4Matic – Motor: 2-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel mit 245 PS, Drehmoment: 500 Nm, Spitze: 225 km/h, 0 Auf 100 km/h: 7,2 Sekunden, VerBrAuCh: 6,1 Liter Diesel, CO2-Wert: 161 g/km, LÄnge/Breite/Höhe in Millimeter: 4924/1947/ 1772, KofferrAum: 630 bis2055Liter, Preis: ab 65 807 Euro