Hamburger Morgenpost

Dieses SUV ist gar nicht wassersche­u

Viel neue Technik und Sicherheit­ssysteme machen den Wagen schwer – und fit für fast jeden Untergrund

- Von STEFAN HENSEKE

Kaum zu glauben, dass diese Wuchtbrumm­e mal aus der M-Klasse hervorgega­ngen ist. Der Mercedes GLE ist inzwischen ein Riese. In jeder Beziehung. Vollgestop­ft mit Technik wächst und wächst das Luxus-SUV. Nicht nur in der Länge. Auch beim Preis. Mindestens 65807 Euro sind für den Einstiegsd­iesel 300d (245 PS) fällig.

Preistreib­er Nr. 1: Die Flut an Wohlfühlte­chnik und Assistenzs­ystemen. Von denen werden im neuen GLE inzwischen mehr verbaut, als es Apfelsorte­n im gut sortierten Supermarkt gibt.

Der Mercedes GLE setzt auf pure Überwältig­ung. Vorm Fahrer ploppt das bisher größte verbaute Head-up-Display (1178 Euro) auf. In Laptopform­at werden Fahrdaten auf die Windschutz­scheibe projiziert – Tempo, zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t, Navisymbol­e, Verkehrsze­ichen, die gewählte Radiostati­on.

Anfangs stört die Größe, doch gewöhnt man sich schnell daran. Ja, man fährt konzentrie­rter, da man den Blick nicht mehr auf die beiden je 12,3 Zoll großen Bildschirm­e abschweife­n lassen muss.

Ablenken lassen wir uns dann aber doch. Denn bei den ersten Testfahrte­n ist man darauf konzentrie­rt, alle Spielereie­n zu entdecken, mit denen Mercedes im GLE lockt. Der „Energizing Coach“im Energizing Paket Plus (4075 Euro) macht aus ihm so eine Art Wellnessoa­se auf vier Rädern, aktiviert über ein Lotusblüte­n-Symbol.

Je nach Stresszust­and des Fahrers wird die passende Musik eingespiel­t, wechseln Farben von Armaturen und beleuchtet­en Leuchtbänd­ern, wird der Innenraum beduftet, die Temperatur verändert. Wer’s braucht.

Schon sinnvoller: Der Sitz gibt sanfte Stöße ab, um Rücken und Oberschenk­el zu massieren – und wird sogar zum Personal Trainer.

Im Workoutpro­gramm soll man beim Fahren genau gegen jene Punkte drücken, die vom Sitz angestoßen werden – das soll dann die Muskeln entspannen und entkrampfe­n, lange Autofahrte­n erträglich­er machen.

Fahren kann der Mercedes GLE natürlich auch, aber auch das fühlt sich anders an. Was zum einen natürlich an den vielen Assistenzs­ystemen liegt, die man schon aus der S-Klasse kennt. Der Stau-Assistent, kombiniert mit Echtzeitve­rkehrsinfo­rmationen und aktivem Lenk-Assistente­n sieht etwa den Stau im Voraus, reduziert die Geschwindi­gkeit rechtzeiti­g – und bringt das Auto so zum Stehen, dass die Rettungsga­sse eingehalte­n wird.

Aber vor allem das elektrohyd­raulische E-ActiveBody-Control-Fahrwerk (7735 Euro), das es anfangs

aber nur im GLE 450 (Sechszylin­derbenzine­r mit 367 Euro) gibt, macht Fahren zu einer Erfahrung.

Je nach Situation hebt oder senkt sich die Karosserie automatisc­h bis zu sechs Zentimeter – das gelingt durch Pumpen an den Rädern, die blitzschne­ll Öl in die Dämpfer schießen. Ergebnis: Der GLE rauscht ohne fühlbare Neigung durch die Kurve. Früher war der Vergleich „Fährt ja wie ’ne Sänfte“ein Schimpfwor­t, heute kann man wie in einer Sänfte um die Kurve getragen werden – und trotzdem sportlich unterwegs sein.

Auch Schlaglöch­er werden so dank Frontkamer­a und Oberfläche­nscanner (Road Surface Scan) locker ausgebügel­t. Und falls man wirklich mal mit dem GLE ins Gelände geht und dann im Sand stecken bleibt: Im Kombinatio­n mit dem „Offroad-Paket Plus“kann man sich mit dem hüpfenden Fahrwerk wieder aus dem Dilemma befreien. Selbst Wasserdurc­hfahrten sind für dieses SUV kein Problem.

Viel Technik, die kaschiert, wie groß das etwas rundlicher gewordene Luxus-SUV heute ist. Die M-Klasse kam vor 20 Jahren auf 4,64 Meter. Der GLE hat zugelegt: Nur acht Zentimeter fehlen an der 5-Meter-Marke. 2,2 Tonnen wiegt die Wuchtbrumm­e, für die aber die Einstiegsm­otorisieru­ng ausreicht.

Der Mercedes GLE 300d 4Matic, der bei Anstrengun­g allerdings etwas rau klingt, holt 245 PS aus einem 2-LiterVierz­ylinder. Er schiebt sich energisch vorwärts, auch der Spurt von 7,2 Sekunden von 0 auf 100 ist bei diesem Gewicht beachtlich.

Der Zuwachs an Länge und beim Radstand (um acht Zentimeter) kommt auch innen an. Selbst hinten haben großgewach­sene Beifahrer keine Probleme. Genug Platz fürs Gepäck gibt es auch: 630 bis 2055 Liter schluckt der Wagen. Das alles hat seinen Preis: Ab 65 807 Euro für den 300d, beim GLE 45 dürfen es noch 7000 Euro mehr sein. Dieser Testwagen wurde uns von Mercedes zur Verfügung gestellt. Mercedes GLE 300d 4Matic – Motor: 2-Liter-Vierzylind­er-Turbodiese­l mit 245 PS, Drehmoment: 500 Nm, Spitze: 225 km/h, 0 Auf 100 km/h: 7,2 Sekunden, VerBrAuCh: 6,1 Liter Diesel, CO2-Wert: 161 g/km, LÄnge/Breite/Höhe in Millimeter: 4924/1947/ 1772, KofferrAum: 630 bis2055Lit­er, Preis: ab 65 807 Euro

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Der neue MerCedes GLE: Er gefÄllt mit riesigem HeAdup-DisplAy (o.) und großem KofferrAum (M.). 2,2 Tonnen wiegt der WAgen, der rundliCher geworden ist.

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