Wie viel Merkel steckt in AKK?
Annegret Kramp-Karrenbauer – innenpolitisch hart, in der Führung zupackend
HAMBURG - Ab jetzt müssen AKK als Parteivorsitzende und Angela Merkel als Kanzlerin zusammenarbeiten. Doch politisch liegen in manchen Bereichen Welten zwischen den beiden Frauen. Wo ist AKK tatsächlich eine „Mini-Merkel“, wo nicht? Migration: AKK stellt den Zuzug von Migranten nicht grundsätzlich infrage: „Wir brauchen Zuwanderung für unsere Wirtschaft.“Das unterscheidet sie beispielsweise von Friedrich Merz, der den Asyl-Artikel im Grundgesetz zur Diskussion gestellt hat – und eint sie mit Merkel. Innere Sicherheit: Obwohl AKK eher migrationsfreundlich eingestellt ist, tritt sie beim Thema Innere Sicherheit als Knallhart-Politikerin auf: Als Innenministerin im Saarland ließ sie trotz bundesweiter Diskussionen massenhaft Flüchtlinge röntgen, um ihr Alter festzustellen (ein Drittel der vermeintlich Minderjährigen war es nicht). Jüngst brachte sie eine Abschiebung von Flüchtlingen ins Bürgerkriegsland Syrien ins Spiel – was wohl weder Horst Seehofer noch Angela Merkel gewagt hätten. Gesellschaft: Die westdeutsche Katholikin AKK hat sich aus Überzeugung immer wieder gegen die Homo-Ehe ausgesprochen – eine Ehe könne es ausschließlich zwischen Mann und Frau geben. Die ostdeutsche Protestantin Merkel hat dazu eine weit entspanntere Haltung. Sie machte im Bundestag letztlich den Weg für die „Ehe für alle“frei. Merkel ist aus Überzeugung gegen eine Frauenquote in Wirtschaft und Politik. AKK sagt über sich: „Ich war sehr früh und konsequent eine Verfechterin der Quote.“Auch bei der Lockerung des Werbeverbots für Abtreibungen ticken beide völlig unterschiedlich: AKK ist strikt dagegen, Merkel soll intern Zustimmung signalisiert haben. Führungsstil: Ein „Basta“beispielsweise im Stil eines Gerhard Schröder kennt man von keiner der beiden Politikerinnen. Merkel hat in einem politischen Streit oft abgewartet, wohin die gesellschaftliche Mehrheit neigt – und sich dann an die Spitze der Bewegung gesetzt. Und das auch unabhängig davon, was die CDU zu diesem Zeitpunkt für richtig hielt (etwa Atomausstieg). AKK gilt Kennern als weniger abwartend und sehr viel entscheidungsfreudiger. Zudem wird sie als nahbarer und zugänglicher als Merkel beschrieben. Populismus: Merkel gilt als die „Anti-Populismus-Politikerin“in Person. Und wenn, dann kommt ihr Populismus eher verdeckt daher. AKK hat bewiesen, dass sie auch mit leicht durchschaubaren Manövern keine Probleme hat, solange sie nur Punkte bringen. So verhängte sie als Ministerpräsident in beispielsweise ein Auftrittsverbot für türkische Politiker im Saarland – obwohl es gar keine entsprechende Anfrage gegeben hat. Mode: Merkel trägt fast ausschließlich farbige Blazer und Hosenanzüge. AKK pflegt einen eher eleganten Modestil. Die neue CDU-Chefin wurde auch schon häufiger in Röcken gesichtet – wie am Freitag.