Wohlfühlessen wie
BARMBEK-SÜD Im „Spajz“können die Gäste der Köchin über die Schulter schauen
Ganz gleich, ob sie nur schnell einen Espresso trinken oder sich den Bauch mit Pulled Pork füllen: Die Gäste sollen das „Spajz“immer mit einem „Wohlgefühl“verlassen, sagt Nóra Horváth. In ihrem Bistro in Barmbek-Süd gilt das Motto „von Frühstück bis Bier“, gekocht wird jeden Tag ein bisschen anders, bevorzugt mit regionalen Zutaten.
Blau getünchte Wände, ein paar Tische mit dazugewürfelten Stühlen, Hängepflanzen vor dem großen Fenster: Ein wenig sieht’s im „Spajz“aus wie in Omas guter Stube – nachdem die Enkelin auf Heimatbesuch allerlei Nippes entrümpelt und mit feinem Auge umdekoriert hat. Und wie bei Oma kann man der Köchin beim Arbeiten zusehen: Nur ein schmaler Tresen trennt den Gastraum von der kleinen Küche, in der Horváth am Herd steht.
Mit 30 hat die Hamburgerin mit ungarischen Wurzeln den Journalismus an den Nagel gehängt und das Kochen in der „Gutsküche Wulksfelde“gelernt. Seit mehr als zwei Jahren tischt sie jetzt im „Spajz“, ungarisch für „Speisekammer“, auf, nutzte die Gunst eines leer stehenden Ladens in ihrer eigenen Nachbarschaft.
Wir starten auf Empfehlung mit geflämmtem Taleggio mit sauren Gemüsen (12,90 Euro) und sind ob der gelungenen Käse-Veggie-Kombination gleich ziemlich beglückt. Mein Grinsen wird noch breiter, als mir im Anschluss Pörkölt, also ungarisches Gulasch, mit Nockerln (16,90 Euro) serviert wird. Das Fleisch ist hauchzart, die Nockerl sind schmeckbar hausgemacht. Kein Schnickschnack – einfach nur lecker! Dazu passt das alkoholfreie Bio-Bier von Lammsbräu (3 Euro).
Meine Begleitung ist als Vegetarierin etwas weniger verzückt: Was nicht daran liegt, dass die Ricotta-Küchlein mit mariniertem Kürbis, Topinambur und Rahm-Spinat (15,90 Euro) und der dazu gereichte Grauburgunder vom badischen Weingut Weber (0,2 l/ 5 Euro) nicht ziemlich fabelhaft wären – über ein bisschen mehr Auswahl auf der Karte hätte sie sich aber gefreut.
Dafür leuchten die Augen beim Dessert: Der Bratapfel (8 Euro) schmeckt wie Weihnachten, und um die zugehörige karamellisierte, leicht gesalzene Schokolade entspinnt sich eine heftige Löffelschlacht.
Als wir die Rechnung begleichen, singen die Ösi-Barden von Wanda aus den Lautsprechern gerade von „Amore“, die Köchin summt mit, wir ebenso. Ja, es hat geklappt mit dem „Wohlgefühl“. Diese Speisekammer sieht uns wieder. „Spajz“: Flotowstraße 22 (Barmbek-Süd), Tel. 57 22 21 82, Di-Do 10-18 Uhr, Fr 10-22 Uhr, Sa 11-22 Uhr.