Heinz „Heino“Georg Kramm: Ich war immer gerne eine Reizfigur Heino
Letztes Album und letzte Tournee: Vor seinem 80. Geburtstag spricht er über besondere Lebensmomente
Seit fast 60 Jahren steht Heino auf der Bühne, seitdem verkaufte er 50 Millionen Tonträger. Am 13. Dezember feiert er seinen 80. Geburtstag und legt mit „... und Tschüss“sein letztes Album vor, das er im Frühjahr auf einer Abschiedstournee präsentieren will. Dass der als Heinz Georg Kramm in Düsseldorf geborene Künstler längst Kultstatus erreicht hat, wird beim Treffen im Hotel Grand Elysée in Hamburg deutlich: Immer wieder sprechen ihn Fans an und wollen ein Foto mit ihm. „Ich mag das gern“, sagt Heino gelassen. MOPO am Sonntag: Heino, haben Sie schon Rammstein-Tickets? Heino: Nein, die sind ja schon ausverkauft, habe ich gelesen.
Aber seit Ihrem gemeinsamen Auftritt beim Wacken-Open-Air 2013 haben Sie doch bestimmt Beziehungen?
Ja, ich müsste wohl nur anrufen. Wenn sie in Düsseldorf oder Köln sind, werde ich vielleicht mal anfragen. Aber im Grunde genommen sind das nicht unbedingt Konzerte, die ich sehen muss. Aber es freut mich für Rammstein, dass ihre Konzerte voll sind. Es ist ja toll, wenn sie die Stadien stürmen.
Anders als andere Künstler, deren Liedgut Sie coverten, haben Rammstein mit Ihnen gemeinsame Sache gemacht.
Rammstein haben damals bei meinem Manager angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihnen in Wacken „Sonne“zu singen. Klar konnte ich mir das vorstellen! Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht. Es war ein schöner Moment, mit ihnen auf der Bühne zu stehen. Und ich muss wirklich sagen: Das waren nette Jungs, die sich sehr um mich bemüht haben.
Sind Sie für das, was seit 2013 passiert ist, dankbar?
Na klar, das waren turbulente fünf Jahre. Ich bin jetzt fast 60 Jahre dabei und versuche immer, etwas Neues zu kreieren; neue Texte zu bekommen, neue Melodien. Ich habe damals gesagt: Wenn ein Mensch mit 75, der sein Leben lang Volkslieder gesungen hat, anfängt, Rock-Sachen zu singen, dann wird das ein Medienaufschlag. Und ich hatte recht. Der Riesenerfolg, den das Album „Mit freundlichen Grüßen“mit sich brachte, war für mich natürlich sehr erfreulich.
Auf Ihrer neuen Platte covern Sie nun unter anderem Trios „Da da da“. Wie lange brauchen Sie, um so einen Titel einzusingen?
Vielleicht eine halbe Stunde? Der Song ist auch einfach zu singen.
Ihre Platten sind dann ja Gelddruckmaschinen …
Das Singen ist ja mein Job. Wenn ich 90 Minuten lang auf der Bühne stehe, dann singe ich auch 30 Songs hintereinander. Die könnte man normalerweise so nehmen und so produzieren.
Ihre Version des Kraftwerk-Titels „Das Model“haben Sie Heidi Klum gewidmet. Wie finden Sie, dass sie mit dem 16 Jahre jüngeren Tom Kaulitz von Tokio Hotel zusammen ist?
Der Altersunterschied zwi-
Ich hatte immer viele Fans, aber auch viele Neider.
schen Heidi und Tom ist ein bisschen groß, aber wenn es eben passt, dann passt es – ist doch wurscht! Heidi und ich kennen uns noch aus einer meiner Fernsehsendungen von früher. Vor vier Wochen war sie beruflich in Düsseldorf, und da habe ich die Brüder von Tokio Hotel auch gesehen. Denen hatte ich mal einen Bambi überreicht. Das sind wirklich nette Jungs.
Die Kaulitz-Brüder polarisieren wie Sie. Hat es Ihnen immer gefallen, Reizfigur zu sein?
Ja, natürlich. Das ist Teil meines Erfolges. Ich hatte immer viele Fans, aber auch viele Neider, weil ich provoziert habe. Aber wenn man keine Ecken und Kanten hat, dann wird man
auch nicht alt in diesem Beruf. Worauf sind Sie stolz?
Dass ich trotz aller Anfeindungen 60 Jahre erfolgreich gesungen habe. Gibt es etwas, das Sie bedauern?
Nein. Ich bedauere, dass ich jetzt mit 80 Jahren aufhören muss, denn ich habe immer noch großen Spaß am Singen. Aber irgendwann muss ja mal Schluss sein. Ich hatte mir als Zeitpunkt gesetzt, dass ich zum 80. Geburtstag meine letzte Tournee im nächsten Jahr verkünde. Mal schauen, wie es danach weitergeht. Dadurch, dass mein Enkel Sebastian (Kramm,
Anm. d. Red.) jetzt Musik macht, bin ich ja nicht von der Bildfläche verschwunden. Sie waren mal Bäcker- und KonditorLehrling. Können Sie noch backen?
Nein, ich war auch immer ein schlechter Bäcker. Es hat mich einfach nicht interessiert. Ich hatte meiner Mutter zuliebe drei Jahre Bäcker gelernt und dann noch mal zwei Jahre Konditor hinterher. Aber in dem Jahr, wo ich meine Prüfung gemacht habe, habe ich umgeschwenkt und dann angefangen
mit Musik. Wie sind Sie auf die blonden Haare und die Brille gekommen?
Die blonden Haare habe ich von meinem Vater. Die Brille setzte ich auf, weil ich in den 70er Jahren eine Überfunktion der Schilddrüse hatte, so dass meine Augen geschwollen waren. Man hatte das erst spät festgestellt. Ich bin dann mit meinem damaligen Produzenten zu einem Professor in Frankfurt gefahren, der hat mir zu einer Sonnenbrille geraten. So bin ich an die dunkle Sonnenbrille gekommen. Wie wichtig war es für Sie, dass Hannelore immer an Ihrer Seite war und Sie überallhin begleitet hat?
Enorm wichtig. Es fühlt sich ganz komisch an, dass sie diesmal nicht dabei ist, weil sie nicht gut laufen kann. Wir hatten uns 1972 in Kitzbühel bei der „Miss Austria“-Wahl das erste Mal gesehen. Dann verloren wir uns fünf Jahre aus den Augen. Bis wir uns in der Fernsehsendung „Ein Abend in Blau“noch mal über den Weg gelaufen sind. Sie stand vor einer Staffelei und malte, und ich habe immer zu den Farben meine Lieder gesungen: „Schwarze Barbara“, „Hoch auf dem gelben Wagen“, „Blau blüht der Enzian“. Sie war noch verheiratet, ich war noch verheiratet. Wir haben uns dann beide scheiden lassen und 1979 geheiratet. Man hat uns damals zwei Jahre gegeben, und im nächsten Jahr werden es 40 – 40 schöne, glückliche Jahre!
Wie feiern Sie Ihren 80.?
Ich weiß es noch nicht. Hannelore wird etwas vorbereiten und mich damit überraschen. Aber eher im Familienkreis.
DAS INTERVIEW FÜHRTE KATJA SCHWEMMERS
Ich war ein schlechter Bäcker. Es hat mich nicht interessiert. Heino