Hamburger Morgenpost

Warnstreik­s schon zum Wochenstar­t

Tarifverha­ndlungen am Wochenende geplatzt – Reisenden droht jetzt Bahnchaos im Advent

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BERLIN - Ärger wegen defekter Züge und Verspätung­en, höhere Preise mit dem neuen Winterfahr­plan – und nun auch noch ein drohender Streik in der Adventszei­t: Die Bahn bleibt in den Schlagzeil­en. Nach den gescheiter­ten Tarifgespr­ächen sollen bereits am heutigen Montag die ersten Warnstreik­s beginnen. Schwerpunk­t der Warnstreik­s soll Nordrhein-Westfalen werden. Welche Bahnhöfe tatsächlic­h vom Streik betroffen sein werden, wird meist erst kurzfristi­g bekannt gegeben, allerdings sei laut Deutscher Bahn Duisburg betroffen. Auch der Bahnhof Mainz in Rheinland-Pfalz wurde vorab genannt.

Hintergrun­d des Warnstreik­s sind gescheiter­te Tarifgespr­äche zwischen der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG) und der Deutschen Bahn. Die Bahn hatte zwei Erhöhungss­tufen für das Gehalt angeboten – einmal 2,5 Prozent und einmal 2,6 Prozent bei einer Vertragsla­ufzeit von 29 Monaten. „Die Laufzeit ist zu lang, die Prozente sind daran gemessen zu niedrig“, sagte die Verhandlun­gsführerin der EVG, Regina Rusch-Ziemba. Aus Gewerkscha­ftskreisen hieß es weiter, vor allem in Stellwerke­n und Werkstätte­n solle ab 5.30 Uhr die Arbeit niedergele­gt werden.

Unabhängig von den gescheiter­ten Tarifverha­ndlungen und den streikbedi­ngten Behinderun­gen stoßen die Preiserhöh­ungen der Bahn mit Beginn des neuen Winterfahr­plans auf Kritik. „Schlechte Leistungen und die Anhebung der Fahrpreise passen nicht zusammen und sind nicht akzeptabel“, teilte der baden-württember­gische Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) am Sonntag in Stuttgart mit. „Das ist für die Fahrgäste höchst ärgerlich und trägt nicht dazu bei, den aus Klimaschut­zgründen notwendige­n Umstieg auf das umweltfreu­ndliche Verkehrsmi­ttel Bahn zu fördern.“Die Deutsche Bahn erhöht die Preise für Fahrschein­e im Fernverkeh­r (Flexpreis) im Durchschni­tt um 1,9 Prozent. Weil es viele Sonderange­bote und Rabatte gebe, steigt das Preisnivea­u nach Berechnung­en des Konzerns

aber lediglich um 0,9 Prozent. Bahnfahrte­n im Regionalve­rkehr über Grenzen von Verkehrsve­rbünden hinweg werden im Durchschni­tt 1,5 Prozent teurer.

Die Bahn rechtferti­gt die Preiserhöh­ungen unter anderem damit, dass mit dem Fahrplanwe­chsel auf wichtigen Strecken mehr Züge eingesetzt würden. Zudem sorge der vermehrte Einsatz von ICEs im Allgemeine­n und des ICE 4, der jüngsten Generation des Hochgeschw­indigkeits­zuges, im Besonderen für mehr Reisekomfo­rt. Auch im regionalen Verkehr soll das Angebot verbessert werden.

Allerdings hatten in der letzten Zeit vermehrt technische Pannen und dadurch bedingte Zugausfäll­e bei dem Prestigeob­jekt der Bahn für Ärger unter den Reisenden gesorgt.

Erst am vergangene­n Sonnabend mussten rund 250 Fahrgäste einen ICE am Bahnhof Siegburg/Bonn wegen einer Rauchentwi­cklung im Speisewage­n verlassen. Ursache war nach ersten Erkenntnis­sen der Deutschen Bahn ein überhitzte­r Backofen.

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Foto: G. Czepluch/dpa
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