Rebellen-Kritikerin übernimmt Kammer-Job von Bergmann
Astrid Nissen-Schmidt ist größte Widersacherin des Ex-Präses und hat nun seinen Posten
Das Leben schreibt manchmal sonderbare Geschichten – auch in Hamburgs Handelskammer. Nachdem Tobias Bergmann nicht nur als Kammer-Präses, sondern auch als Plenums-Mitglied zurückgetreten ist (MOPO berichtete), übernimmt jetzt offenbar seine größte Kritikerin diesen Posten.
Astrid Nissen-Schmidt ist Sprecherin der Kammer-Initiative „Starke Wirtschaft Hamburg“. Das Bündnis besteht aus mehr als 50 Unternehmen, Wirtschaftsverbänden und 150 Einzelpersonen. Ihr Ziel: das 58-köpfige Plenum bei der Handelskammerwahl 2020 von den Rebellen zurückerobern.
„Wir sind in Sorge um die Zukunft der Hamburger Wirtschaft“, sagte die Partnerin bei „Ernst & Young“Mitte November bei der Vorstellung der Initiative. Es gebe große Herausforderungen wie Fachkräftemangel, Infrastrukturprobleme, digitale Transformation und Barrieren im Außenhandel.
„Die einzige übergreifende Institution, die diese drängenden Themen bewegen könnte, ist mit sich selbst beschäftigt und versinkt in Streit. Das wollen wir nicht länger mit ansehen und deshalb engagieren wir uns für die Handelskammer“, so Astrid NissenSchmidt.
Damit kann sie jetzt noch mehr beginnen. Wie ihre Initiative gegenüber der MOPO erklärt, rückt Astrid NissenSchmidt für Tobias Bergmann im Plenum nach. Die Handelskammer bestätigt das, betont aber, dass Astrid Nissen-Schmidt ganz oben auf der Nachrückliste stand. Klar ist: Sie wird es den KammerRebellen nicht leicht machen. „Leider löst das unprofessionelle Wegbeißen des Kammerpräses durch die eigenen Leute das Grundproblem nicht. Dies kann daher nur der erste Schritt sein, weitere Konsequenzen müssen folgen“, sagt sie jetzt – und hofft offenbar nun auf weitere Rücktritte.
„Für den Fall, dass auf den Schritt Bergmanns weitere Rücktritte aus dem Ehrenamt folgen, bietet die Kammerorganisation klare und erprobte Regelungen: Es stehen ausreichend engagierte Nachrücker für das Plenum bereit“, heißt es zumindest in einer Mitteilung der Initiative.
Wie es um die KammerFührung bestellt ist, ist derweil noch offen. Vize-Präses und Mit-Rebell André Mücke hat kommissarisch den Präses-Posten übernommen. Am Montag gab es derweil mehrere Krisengespräche in der Kammer.