Hamburger Morgenpost

Hoher See

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dass wir Nasenblute­n bekamen. Manchmal hatten sich auf dem Schiff Eisblöcke von eineinhalb Metern Höhe aufgetürmt, die wir zerschlage­n mussten, um arbeiten zu können. Klingt seltsam, aber die ruhigsten Feste erlebte ich, wenn draußen ein Orkan wütete. Dann konnten wir nicht fischen.

Aber nicht alles war trostlos. Es gab Momente, die so wunderschö­n und still waren, dass ich sie nie vergessen werde. Ich stand auf der Brücke meines Trawlers und schaute über die Labradorse­e, irgendwo zwischen Grönland und Kanada. In einem Umkreis von zehn Meilen lagen etwa vier Dutzend Schiffe. Die Labradorse­e war ruhig, und die bunten Lichter der Trawler spiegelten sich auf dem Wasser.

Es sah aus wie ein Meer von Weihnachts­bäumen.“ „Als Kapitän eines Trawlers auf dem Nordatlant­ik war ich Arzt, Seelsorger und Psychologe zugleich. Besonders schlimm war es zu Weihnachte­n, wenn die Stimmung der Besatzung, von der einige Kinder hatten und ihre Familien vermissten, auf Tiefseeniv­eau absank. Anderersei­ts spürte man den Druck, den Betrieb am Laufen zu halten, und bekam vom Reeder vor der Abfahrt einen Zettel zugesteckt, auf dem stand: ,Neu! Vor allem Rotbarsch und Kabeljau fangen! Seelachs so wenig wie möglich.‘ Dann hieß es, nicht nur Fisch zu fangen, sondern obendrein den richtigen Fisch zu finden.

Fischer auf dem Nordatlant­ik zu sein war nie ein Vergnügen: Sturm, Eis und das Risiko, sich schwer zu verletzten, gehören zu diesem Beruf. Einem Matrosen durchschni­tt eine gebrochene Kette das Kniegelenk, wie mit einem Peitschenh­ieb. Ein anderer verlor seine Augenbraue. Wir haben die Wunden geklammert. Wenig später waren die Männer wieder einsatzfäh­ig.“

 ??  ?? Die Geschichte­n stammen aus den Büchern „Orkanfahrt“und „Wellenbrec­her“. Gibt es überall im Handel und auf www.ankerherz.deHeute Abend, 13. Dezember, lädt Ankerherz zu einer Lesung aus Weihnachts­geschichte­n in die „Haifisch Bar“in Altona (Große Elbstraße 128). Beginn: 20 Uhr. Statt Eintritt bittet Ankerherz um Spenden für die Crew der „Cap San Diego“, deren Maschinenr­aum von Idioten verwüstet wurde.
Die Geschichte­n stammen aus den Büchern „Orkanfahrt“und „Wellenbrec­her“. Gibt es überall im Handel und auf www.ankerherz.deHeute Abend, 13. Dezember, lädt Ankerherz zu einer Lesung aus Weihnachts­geschichte­n in die „Haifisch Bar“in Altona (Große Elbstraße 128). Beginn: 20 Uhr. Statt Eintritt bittet Ankerherz um Spenden für die Crew der „Cap San Diego“, deren Maschinenr­aum von Idioten verwüstet wurde.

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