Dlovans neues Leben
Großer Erfolg für Programm zur Ausbildungsvorbereitung
Ihre Schullaufbahnen wurden durch Kriege unterbrochen. Dann das Trauma der Flucht. Für jugendliche Flüchtlinge ist der Neuanfang im Exil eine steinige Angelegenheit. Deshalb hat die Stadt Hamburg vor zwei Jahren ein Programm zur Ausbildungsvorbereitung für junge Migranten (AvMDual) gestartet – mit Erfolg: Gut 44 Prozent haben eine feste Perspektive!
Dlovan Osey kam 2015. Der 21-Jährige flüchtete aus AlHasaka im Norden Syriens. Eine abenteuerliche Odyssee führte ihn über die Balkanroute bis nach Hamburg. Wo seine Eltern sind? „Ich weiß es nicht“, sagt Dlovan leise und mit einer Spur Verzweiflung im Blick.
Osey musste allein zurechtkommen in der Fremde. Sein Glück: Er traf auf Menschen, die ihm halfen. Er, der in Syrien zwölf Jahre zur Schule gegangen war und von einem Ingenieursstudium träumte, schaffte den Hauptschulabschluss mit 1,0!
Osey ist einer von 1300 AvM-Dual-Teilnehmern. Er bekam einen Ausbildungsplatz bei Elektro Schmelzer in Eimsbüttel. „Ich habe Glück gehabt!“Sein Ausbilder sieht das genauso: „Dlovan ist sehr zuverlässig. Er ist immer pünktlich, nie krank und außerdem wissbegierig“, sagt Stefan Schmelzer. Und: „Er passt gut ins Team.“
Das Beispiel von Dlovan Osey und seinem Chef zeigt: AvM-Dual funktioniert. Bildungssenator Ties Rabe (SPD) zog gestern Bilanz und sprach von einem „sehr schönen Erfolg“. Gut 44 Prozent des 2016 gestarteten ersten Regeljahrgangs hätten direkt im Anschluss einen Ausbildungsplatz gefunden, eine Arbeit begonnen oder besuchten eine weiterführende Schule mit dem Ziel: Abitur.
Rabe erinnerte an die Herausforderung, vor der die Stadt 2015 stand: „Diese jungen Menschen unterlagen der Schulpflicht. Sie hätten in die 10. Klasse gemusst. Aber der deutsche Bildungsweg ist klassisch aufeinander aufbauend und die sprachlichen Voraussetzungen fehlten.“Um den Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, sei AvM-Dual auf den Weg gebracht worden. Dabei besuchen die Jugendlichen drei Tage die Berufsschule, zwei Tage sind sie in einem Betrieb.
Auch Berufsfelder, für die sich keine deutschen Bewerber finden, werden abgedeckt. Soziale Berufe oder das Handwerk. Rabe: „Durch die jungen Migranten können viele Wirtschaftszweige dringend benötigte Fachkräfte ausbilden.“