Hamburger Morgenpost

Noch Jäger – oder schon Gejagter? Mit einem Sieg können die Kiezkicker die Rollen im Aufstiegsk­ampf neu verteilen

- VOM FC ST. PAULI BERICHTET NILS WEBER n.weber@mopo.de

Hochspannu­ng im Oberhaus. Das Duell zwischen dem FC St. Pauli und dem 1. FC Köln ist mehr als nur ein Spitzenspi­el, das Fans und Beteiligte elektrisie­rt. Heute werden Weichen gestellt. Mit einem Sieg am Rhein wären die Kiezkicker endgültig mittendrin im Aufstiegsk­ampf und hätten dann eine neue Rolle inne.

Das Drehbuch dieser Saison war vom ersten Spieltag an klar: HSV und Köln sind die klaren Aufstiegsf­avoriten, marschiere­n in der Tabelle vorneweg, ihre Rückkehr ins Oberhaus ist ausgemacht­e Sache und ein paar Herausford­erer sollen als ambitionie­rte Nebendarst­eller möglichst lange für Spannung sorgen. So sah (und sagte) es lange Zeit auch die Konkurrenz in der Liga.

Wir schreiben den

21. Spieltag und der FC St. Pauli kann die Rollen neu verteilen. Bislang gefielen sich die Kiezkicker in der Rolle des Jägers – dem Großwild im Nacken. Mit einem Sieg wären sie ein Gejagter.

Das Wort „Aufstieg“nimmt bei den Braun-Weißen weiterhin niemand in den Mund, wenn es um die Formulieru­ng von Zielen geht. „Wir wollen so lange, wie es geht, oben mitspielen, und das macht uns Spaß“, hatte Sami Allagui nach dem 3:2 gegen Union Berlin, dem ersten Dreier gegen ein Team aus den Top vier in dieser Saison, gesagt und von einem „Zeichen“an die Konkurrenz gesprochen.

Ein weiterer Sieg heute wäre mehr als das. Er wäre ein dickes fettes Ausrufezei­chen. Es ist an den Kiezkicker­n, aus dem „wäre“ein „ist“zu machen.

St. Pauli kann, Köln muss. Die Gastgeber stehen mächtig unter Druck. Die Anspannung im Verein und im Umfeld ist groß. Zwei Niederlage­n in Serie hat der FC kassiert, im letzten Spiel 2018 gegen Bochum und im ersten Spiel 2019 gegen Berlin. Alle Ambitionen, am vergangene­n Wochenende mit einem Sieg in Aue in die Erfolgsspu­r zurückzuke­hren, versanken im Tiefschnee. Die kurzfristi­ge Spielabsag­e kostete zwar keine Punkte, aber Nerven.

Die St. Paulianer haben die Gunst der Stunde genutzt, sich an Köln vorbei auf Auf- stiegsplat­z zwei geschoben und den Druck erhöht. Nun können die Hamburger den Vorsprung auf den FC, der ein Spiel weniger hat, auf vorerst vier Punkte ausbauen.

Die Kiezkicker wissen um die große Chance – bei überschaub­arem Risiko. Eine gute Ausgangsla­ge, die richtig Lust macht. Abräumer Marvin Knoll betont vor dem „nächsten geilen Spiel“, dass die Mannschaft „wieder was mitnehmen wollen“. Dem hochkaräti­gen Kader der Kölner will St. Pauli sein starkes Kollektiv entgegense­tzen – das derzeit vielleicht stärkste der Liga.

 ??  ?? St. Paulis Marvin Knoll (r.) im Laufduell mit Kölns Dominick Drexler. Heute treffen sie wieder aufeinande­r.
St. Paulis Marvin Knoll (r.) im Laufduell mit Kölns Dominick Drexler. Heute treffen sie wieder aufeinande­r.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany