Noch Jäger – oder schon Gejagter? Mit einem Sieg können die Kiezkicker die Rollen im Aufstiegskampf neu verteilen
Hochspannung im Oberhaus. Das Duell zwischen dem FC St. Pauli und dem 1. FC Köln ist mehr als nur ein Spitzenspiel, das Fans und Beteiligte elektrisiert. Heute werden Weichen gestellt. Mit einem Sieg am Rhein wären die Kiezkicker endgültig mittendrin im Aufstiegskampf und hätten dann eine neue Rolle inne.
Das Drehbuch dieser Saison war vom ersten Spieltag an klar: HSV und Köln sind die klaren Aufstiegsfavoriten, marschieren in der Tabelle vorneweg, ihre Rückkehr ins Oberhaus ist ausgemachte Sache und ein paar Herausforderer sollen als ambitionierte Nebendarsteller möglichst lange für Spannung sorgen. So sah (und sagte) es lange Zeit auch die Konkurrenz in der Liga.
Wir schreiben den
21. Spieltag und der FC St. Pauli kann die Rollen neu verteilen. Bislang gefielen sich die Kiezkicker in der Rolle des Jägers – dem Großwild im Nacken. Mit einem Sieg wären sie ein Gejagter.
Das Wort „Aufstieg“nimmt bei den Braun-Weißen weiterhin niemand in den Mund, wenn es um die Formulierung von Zielen geht. „Wir wollen so lange, wie es geht, oben mitspielen, und das macht uns Spaß“, hatte Sami Allagui nach dem 3:2 gegen Union Berlin, dem ersten Dreier gegen ein Team aus den Top vier in dieser Saison, gesagt und von einem „Zeichen“an die Konkurrenz gesprochen.
Ein weiterer Sieg heute wäre mehr als das. Er wäre ein dickes fettes Ausrufezeichen. Es ist an den Kiezkickern, aus dem „wäre“ein „ist“zu machen.
St. Pauli kann, Köln muss. Die Gastgeber stehen mächtig unter Druck. Die Anspannung im Verein und im Umfeld ist groß. Zwei Niederlagen in Serie hat der FC kassiert, im letzten Spiel 2018 gegen Bochum und im ersten Spiel 2019 gegen Berlin. Alle Ambitionen, am vergangenen Wochenende mit einem Sieg in Aue in die Erfolgsspur zurückzukehren, versanken im Tiefschnee. Die kurzfristige Spielabsage kostete zwar keine Punkte, aber Nerven.
Die St. Paulianer haben die Gunst der Stunde genutzt, sich an Köln vorbei auf Auf- stiegsplatz zwei geschoben und den Druck erhöht. Nun können die Hamburger den Vorsprung auf den FC, der ein Spiel weniger hat, auf vorerst vier Punkte ausbauen.
Die Kiezkicker wissen um die große Chance – bei überschaubarem Risiko. Eine gute Ausgangslage, die richtig Lust macht. Abräumer Marvin Knoll betont vor dem „nächsten geilen Spiel“, dass die Mannschaft „wieder was mitnehmen wollen“. Dem hochkarätigen Kader der Kölner will St. Pauli sein starkes Kollektiv entgegensetzen – das derzeit vielleicht stärkste der Liga.