Die fleischgewordenen Düsenjäger
US-Indie-Punkrocker Cloud Nothings legen im Knust eine energievolle und ohrenbetäubende Show hin
Viel mehr als „Vielen Dank“hat Dylan Baldi nicht aus seinem Deutschunterricht behalten, sagt er am Donnerstagabend im Knust. Macht nichts, es fällt eh schwer vorzustellen, dass der Mann aus Cleveland besonders großen Wert auf die Highschool legte. Der Kopf der Cloud Nothings – erst ein Ein-MannProjekt, mittlerweile eine echte Band – ist eher der Typ gequälter Künstler, und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: In seinen Liedern brüllt er die meiste Zeit. Gut die Hälfte des Konzerts widmet er an diesem Abend den Songs des aktuellen Albums „Last Building Burning“– eine ohrenbetäubende Beweisführung, dass einprägsame Melodien auch in düsenjägerlautem Indiepunkrock überleben.
Meistens sind die Stücke geradlinig wie mit dem Lineal gezogen – bis sie es nicht mehr sind: In den Momenten hält die Band zwischen Krachepisoden gekonnt den Spannungsbogen mit instrumentalem Rumgeeier. Ganz clever: Denn damit dieses „Laut und schnell“wirkt, müssen wenigstens kurz mal Tempo und Dezibel runter.
Beides schwappt aber verlässlich wieder in den roten Bereich: zum Beispiel bei der großartigen Unzufriedenheitshymne „I’m Not Part Of Me“, mit der das Konzert vorläufig schließt. Eine Zugabe gibt’s noch, anschließend geht das KnustPublikum an die frische Luft – und Frontmann Baldi vermutlich direkt ins Sauerstoffzelt.