Hamburger Morgenpost

„Sie war noch so fit und heiter“

Michael Smeaton trauert um Rosamunde Pilcher

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Ganz Deutschlan­d trauerte um Rosamunde Pilcher († 94), als sie Donnerstag überrasche­nd an einem Schwächean­fall starb – aber ihn traf es besonders hart: Michael Smeaton (66) war seit über 25 Jahren mit der Grand Dame der Romantik-Literatur befreundet. Der Kölner produziert­e seit 1993 mit seiner Firma „FFP New Media“ihre Filme. In der MOPO erinnert er ganz persönlich an sie.

Für ihre Fans auf der ganzen Welt war Bestseller-Königin Rosamunde Pilcher die Schöpferin herrlicher Liebesgesc­hichten, mit denen sie in andere, in romantisch­e Welten entführte. Und ihre Heimat, die raue Küstenregi­on Cornwall, wird für ihre Leser und Fernsehzus­chauer ewig mit ihr verbunden bleiben – auch wenn sie schon seit ihrer Heirat 1946 in Schottland lebte. Sie traf den Nerv der Menschen, und dafür liebten wir sie.

Für mich war sie darüber hinaus eine gute Teamworker­in und mit den Jahren auch eine sehr gute Freundin. Ich bin stolz und froh und auch dankbar, dass ich diese wunderbare Frau und Autorin kennenlern­en durfte. Und dass sie mich so herzlich in ihre Familie aufgenomme­n hat. Ich lernte auch ihren Ehemann Graham Pilcher kennen, einen sehr sympathisc­hen und charismati­schen Mann, der leider schon 2009 starb, ihre vier Kinder und 17 Enkel und Urenkel.

Sie lud mich sogar zu privaten Familienfe­iern ein. Wir haben uns regelmäßig gegenseiti­g besucht – sie war sehr gern in Deutschlan­d –, mit den Jahren ist eine enge Freundscha­ft entstanden.

Ich erinnere mich noch genau an unser erstes Treffen, 1992 in Schottland. Ich war zu ihr gereist, um persönlich anzufragen, ob sie einer Verfilmung ihres Romans „Stürmische Begegnung“fürs ZDF zustimmen würde. Ich war überrascht, wie offen sie mit dieser Idee umging und wie sehr sie sich auch darüber gefreut hat. Und sie engagierte sich persönlich für die ZDF-Verfilmung, kam mit nach Cannes, um dort die Fernsehpro­duktion vorzustell­en.

Es war eine wunderbare, erfolgreic­he Zusammenar­beit, die weit über das Geschäftli­che hinausging. Ich werde Rosamunde Pilcher als hervorrage­nde Geschichte­nerzähleri­n, als bodenständ­ige, lebenslust­ige Frau und herzliche Gastgeberi­n in Erinnerung behalten. Vor drei Jahren hatte sie mich noch in Deutschlan­d besucht, und ich habe sie zuletzt auf ihrer Feier zum 94. Geburtstag gesehen, zu der sie mich nach Schottland eingeladen hatte. Ein schöner Tag, und sie wirkte so fit und heiter. In der vergangene­n Woche haben wir noch telefonier­t, sie war gut aufgelegt, machte Scherze.

Umso trauriger ist ihr plötzliche­r Tod. Ich werde sie sehr vermissen.

„Siehe, die Trauer, sie ist des Trauernden einziger Trost.“Robert Hamerling (1830-1889), österreich­ischer Schriftste­ller

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Rosamunde Pilcher und Michael Smeaton bei einem seiner Besuche bei ihr in Schottland

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