Hamburger Morgenpost

Die neuen Tricks der Abzocker

Immer raffiniert­er: Mit welchen Methoden Betrüger Hamburger um ihr Geld bringen

- THOMAS HIRSCHBIEG­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Geldtransp­orter wurden in Hamburg seit Jahren nicht mehr überfallen, Banküberfä­lle gibt’s nur noch ganz selten und auch die Straßenrau­be sind stark rückläufig. Ist Hamburg also auf dem Weg zur sicheren Stadt? In Teilen – wie die gerade veröffentl­ichten Zahlen der Kriminalit­ätsstatist­ik belegen (MOPO berichtete). Doch die Banditen haben andere Mittel und Wege gefunden: Sie lauern im Internet, zocken ältere Menschen an der Wohnungstü­r als falsche Polizisten oder Fake-Handwerker ab oder treiben ihr Gaunergesc­häft per Telefon. Eine Übersicht über die aktuellen Maschen der Ganoven.

Falsche Polizisten

Gauner, die sich gegenüber alten Menschen am Telefon oder an der Haustür als Polizisten ausgeben, scheitern glückliche­rweise immer häufiger. Auch weil die Polizei wöchentlic­h Warnmeldun­gen herausschi­ckt und alle Medien darüber berichten. Doch die Täter lernen dazu, wie ein aktueller Fall zeigt: An der Burmesters­traße (Barmbek) erschien jetzt nachmittag­s ein angebliche­r Klempner, der in der Wohnung einer 85-Jährigen die Rohrleitun­gen überprüfen wollte. Er scheuchte die Seniorin zwischen Bad und Küche hin und her, ließ sie – angeblich zur Überprüfun­g möglicher Mängel – Wasserhähn­e aufund zudrehen. Dann klingelte plötzlich ein zweiter Mann an der Tür, er gab sich als Polizist aus und fragte die Rentnerin nach ihren Wertsachen. Während sie abgelenkt war, durchsucht­e der „Klempner“unbemerkt einen Schrank in ihrem Schlafzimm­er. Dabei „überrascht­e“ihn der „Polizist“und führte ihn ab. Beide Täter verschwand­en. Ob sie etwas erbeuteten, ist noch unklar.

Falsche Handwerker

An der Straße Bekassinen­au (Rahlstedt) klingelten vormittags zwei Männer bei einer 86Jährigen und behauptete­n, von der Polizei zu sein. Doch die Frau glaubte das nicht – und teilte das den Männern auch mit. Daraufhin behauptete das Duo frech, dass das auch nur „ein Scherz“gewesen sei, tatsächlic­h seien sie Dachdecker. Die „Handwerker“erklärten ihr, das Dach ihres Einzelhaus­es müsse dringend saniert werden. Doch auch mit dieser Geschichte konnten die Gauner bei der Seniorin nicht landen, sie scheuchte die Männer vom Grundstück und rief die Polizei.

Gefälschte­r Gold-Handel

Ein 54-Jähriger aus Winterhude landete auf der profession­ell gestaltete­n Internetse­ite eines Gold-Versands. Er bestellte 15 kleine Goldbarren und überwies 16 000 Euro auf ein Luxemburge­r Konto. Doch das Gold kam nie bei ihm an. Im Internet war schon zuvor vor der Masche der Firma gewarnt worden.

Darknet-Erpressung

Eine Frau (28) aus der Elisenstra­ße (Hohenfelde) suchte eine neue Wohnung und reagierte auf eine Wohnungsan­zeige im Internet. Die Anbieter antwortete­n ihr und verlangten Scans ihrer Gehaltsabr­echnungen, ihres Ausweises und eine Schufa-Aus

kunft. Kaum hatte sie diese abgeschick­t, bekam sie eine weitere E-Mail. Absender war ein „Jannik“. Er forderte eine bestimmte Summe in der Internetwä­hrung Bitcoin von ihr – und drohte damit, dass er, wenn sie der Forderung nicht Folge leisten würde, ihre persönlich­en Daten ins Darknet stellen würde. Auf der Uhlenhorst registrier­te die Polizei einen ähnlichen Fall.

Wohnungs-Abzocke

Auch eine wohnungssu­chende Barmbekeri­n (30) entdeckte auf einer Internet-Plattform ihre Wunsch-Wohnung. Sie nahm Kontakt auf und der „Vermieter“gab ihr einen positiven Bescheid. Er sei aber aktuell in Kopenhagen. Um sichergehe­n zu können, nicht ohne Ergebnis von Dänemark nach Hamburg zu fahren, bräuchte er allerdings eine „Sicherheit­sleistung“in Höhe von 1600 Euro. Die Frau zahlte – danach brach der Kontakt zum „Vermieter“ab.

Prävention­sbetrug

An der Straße Hegholt (Bramfeld) rief ein angebliche­r Polizist über Festnetz bei einer 46-Jährigen an und erklärte, er würde für eine Prävention­skampagne gegen sexuellen Missbrauch von Kindern Gelder in Höhe von 50 000 Euro benötigen. Er fragte sie, ob sie nicht bereit wäre, zu dieser Summe 2000 Euro beizusteue­rn. Die Frau gab dem Mann ihre E-Mail-Adresse und erhielt entspreche­nde Unterlagen. Sie fiel nicht auf ihn herein – und erstattete Anzeige wegen versuchten Betrugs.

Gehalt verschwund­en

Eine Frau aus der Richeystra­ße (Bramfeld) stellte fest, dass ihr kein Gehalt überwiesen wurde. Als die 26-Jährige ihre Firma kontaktier­te, teilte man ihr mit, dass man in der Personalab­teilung per Fax eine Mitteilung erhalten hatte, aus der hervorging, dass die Mitarbeite­rin eine neue Kontonumme­r hätte. Dorthin habe man das Monatsgeha­lt überwiesen. Inzwischen ermittelt in diesem Fall das Landeskrim­inalamt.

Dessen Chef Frank-Martin Heise kündigte nun im Bereich Cybercrime sowie Betrugsund Diebstahls­delikte zum Nachteil älterer Menschen verstärkte Maßnahmen an. Der leitende Kriminaldi­rektor zur MOPO am Sonntag: „Das sind aktuell dominieren­de und herausford­ernde Felder der Kriminalit­ät. Wir arbeiten an dem Thema intensiv und werden uns neu aufstellen.“Außerdem kündigte Heise in diesen Bereichen eine neue Struktur und Personalve­rstärkunge­n an. Aber auch auf verstärkte Prävention setzt Hamburgs oberster Kriminalis­t bei diesen Delikten.

Allein beim Warenkredi­tbetrug im Internet hatte es 2018 einen Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben. 8704 Fälle musste die Kripo hier im vergangene­n Jahr registrier­en. Insgesamt gab es 2018 im Bereich der Betrugskri­minalität 33 173 Delikte. Innensenat­or Andy Grote (SPD) sagte diese Woche bei der Vorstellun­g der Kriminalst­atistik dazu: „Daran müssen wir arbeiten.“

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Auch als Goldhändle­r geben sich die Ganoven jetzt aus.
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Diese 1änner standen in Hamburg vor Gericht, weil sie sich gegenüber alten 1enschen als Polizisten ausgegeben und sie dann ausgeplünd­ert haben. Die Polizei registrier­t diese Taten regelmäßig. Die Diebe rufen teilweise bis zu 50 1enschen an einem einzigen Tag an und versuchen an ihre Wertsachen zu kommen.
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Hedwig R. (87) bekam in ihrer Dulsberger Wohnung Besuch von falschen „Wasserwerk­ern“.
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In Annoncen geben sich die Kriminelle­n auch als Vermieter aus.

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