Die neuen Tricks der Abzocker
Immer raffinierter: Mit welchen Methoden Betrüger Hamburger um ihr Geld bringen
Geldtransporter wurden in Hamburg seit Jahren nicht mehr überfallen, Banküberfälle gibt’s nur noch ganz selten und auch die Straßenraube sind stark rückläufig. Ist Hamburg also auf dem Weg zur sicheren Stadt? In Teilen – wie die gerade veröffentlichten Zahlen der Kriminalitätsstatistik belegen (MOPO berichtete). Doch die Banditen haben andere Mittel und Wege gefunden: Sie lauern im Internet, zocken ältere Menschen an der Wohnungstür als falsche Polizisten oder Fake-Handwerker ab oder treiben ihr Gaunergeschäft per Telefon. Eine Übersicht über die aktuellen Maschen der Ganoven.
Falsche Polizisten
Gauner, die sich gegenüber alten Menschen am Telefon oder an der Haustür als Polizisten ausgeben, scheitern glücklicherweise immer häufiger. Auch weil die Polizei wöchentlich Warnmeldungen herausschickt und alle Medien darüber berichten. Doch die Täter lernen dazu, wie ein aktueller Fall zeigt: An der Burmesterstraße (Barmbek) erschien jetzt nachmittags ein angeblicher Klempner, der in der Wohnung einer 85-Jährigen die Rohrleitungen überprüfen wollte. Er scheuchte die Seniorin zwischen Bad und Küche hin und her, ließ sie – angeblich zur Überprüfung möglicher Mängel – Wasserhähne aufund zudrehen. Dann klingelte plötzlich ein zweiter Mann an der Tür, er gab sich als Polizist aus und fragte die Rentnerin nach ihren Wertsachen. Während sie abgelenkt war, durchsuchte der „Klempner“unbemerkt einen Schrank in ihrem Schlafzimmer. Dabei „überraschte“ihn der „Polizist“und führte ihn ab. Beide Täter verschwanden. Ob sie etwas erbeuteten, ist noch unklar.
Falsche Handwerker
An der Straße Bekassinenau (Rahlstedt) klingelten vormittags zwei Männer bei einer 86Jährigen und behaupteten, von der Polizei zu sein. Doch die Frau glaubte das nicht – und teilte das den Männern auch mit. Daraufhin behauptete das Duo frech, dass das auch nur „ein Scherz“gewesen sei, tatsächlich seien sie Dachdecker. Die „Handwerker“erklärten ihr, das Dach ihres Einzelhauses müsse dringend saniert werden. Doch auch mit dieser Geschichte konnten die Gauner bei der Seniorin nicht landen, sie scheuchte die Männer vom Grundstück und rief die Polizei.
Gefälschter Gold-Handel
Ein 54-Jähriger aus Winterhude landete auf der professionell gestalteten Internetseite eines Gold-Versands. Er bestellte 15 kleine Goldbarren und überwies 16 000 Euro auf ein Luxemburger Konto. Doch das Gold kam nie bei ihm an. Im Internet war schon zuvor vor der Masche der Firma gewarnt worden.
Darknet-Erpressung
Eine Frau (28) aus der Elisenstraße (Hohenfelde) suchte eine neue Wohnung und reagierte auf eine Wohnungsanzeige im Internet. Die Anbieter antworteten ihr und verlangten Scans ihrer Gehaltsabrechnungen, ihres Ausweises und eine Schufa-Aus
kunft. Kaum hatte sie diese abgeschickt, bekam sie eine weitere E-Mail. Absender war ein „Jannik“. Er forderte eine bestimmte Summe in der Internetwährung Bitcoin von ihr – und drohte damit, dass er, wenn sie der Forderung nicht Folge leisten würde, ihre persönlichen Daten ins Darknet stellen würde. Auf der Uhlenhorst registrierte die Polizei einen ähnlichen Fall.
Wohnungs-Abzocke
Auch eine wohnungssuchende Barmbekerin (30) entdeckte auf einer Internet-Plattform ihre Wunsch-Wohnung. Sie nahm Kontakt auf und der „Vermieter“gab ihr einen positiven Bescheid. Er sei aber aktuell in Kopenhagen. Um sichergehen zu können, nicht ohne Ergebnis von Dänemark nach Hamburg zu fahren, bräuchte er allerdings eine „Sicherheitsleistung“in Höhe von 1600 Euro. Die Frau zahlte – danach brach der Kontakt zum „Vermieter“ab.
Präventionsbetrug
An der Straße Hegholt (Bramfeld) rief ein angeblicher Polizist über Festnetz bei einer 46-Jährigen an und erklärte, er würde für eine Präventionskampagne gegen sexuellen Missbrauch von Kindern Gelder in Höhe von 50 000 Euro benötigen. Er fragte sie, ob sie nicht bereit wäre, zu dieser Summe 2000 Euro beizusteuern. Die Frau gab dem Mann ihre E-Mail-Adresse und erhielt entsprechende Unterlagen. Sie fiel nicht auf ihn herein – und erstattete Anzeige wegen versuchten Betrugs.
Gehalt verschwunden
Eine Frau aus der Richeystraße (Bramfeld) stellte fest, dass ihr kein Gehalt überwiesen wurde. Als die 26-Jährige ihre Firma kontaktierte, teilte man ihr mit, dass man in der Personalabteilung per Fax eine Mitteilung erhalten hatte, aus der hervorging, dass die Mitarbeiterin eine neue Kontonummer hätte. Dorthin habe man das Monatsgehalt überwiesen. Inzwischen ermittelt in diesem Fall das Landeskriminalamt.
Dessen Chef Frank-Martin Heise kündigte nun im Bereich Cybercrime sowie Betrugsund Diebstahlsdelikte zum Nachteil älterer Menschen verstärkte Maßnahmen an. Der leitende Kriminaldirektor zur MOPO am Sonntag: „Das sind aktuell dominierende und herausfordernde Felder der Kriminalität. Wir arbeiten an dem Thema intensiv und werden uns neu aufstellen.“Außerdem kündigte Heise in diesen Bereichen eine neue Struktur und Personalverstärkungen an. Aber auch auf verstärkte Prävention setzt Hamburgs oberster Kriminalist bei diesen Delikten.
Allein beim Warenkreditbetrug im Internet hatte es 2018 einen Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gegeben. 8704 Fälle musste die Kripo hier im vergangenen Jahr registrieren. Insgesamt gab es 2018 im Bereich der Betrugskriminalität 33 173 Delikte. Innensenator Andy Grote (SPD) sagte diese Woche bei der Vorstellung der Kriminalstatistik dazu: „Daran müssen wir arbeiten.“