Hamburger Morgenpost

Als Miniröcke eine Revolution waren

Designerin Mary Quant wird Montag 85 Jahre alt

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Der Minirock ist aus Modeschaue­n nicht mehr wegzudenke­n. Mary Quant startete mit dem rebellisch­en und verführeri­schen Stück Stoff in den 60er Jahren einen Trend gegen die spießige Nachkriegs­gesellscha­ft. Morgen wird die Designerin 85 Jahre alt.

LONDON -

Bereits mit 21 Jahren eröffnete die Lehrerstoc­hter ihren ersten Laden im angesagten Londoner Stadtteil Chelsea, um der Schickeria Klamotten und Accessoire­s zu verkaufen. Doch niemand stellte die Kleider her, die ihr vorschwebt­en. Sie begann, selbst zu nähen, wandelte Schnittmus­ter für Hausfrauen ab und besorgte sich ungewöhnli­che Stoffe im Edelkaufha­us Harrods.

Quant entwickelt­e einen unverwechs­elbaren Look, der auf simplen Formen und mutigen Statements basierte. Sie kaperte den Beatnik-Stil der späten 50er Jahre (dunkle Strümpfe, flache Schuhe und Rollkragen). kombiniert­e ihn mit kräftigen Farben und kurzen Rocklängen. „Ich stellte leichte, jugendlich­e, einfache Kleidung her“, erzählt sie im Buch „The Great Fashion Designers“. „Ich trug sie sehr kurz und die Kunden forderten ,kürzer, kürzer‘.“

Ihre Ideen setzten sich schnell auf den Straßen der Modemetrop­olen London und New York durch, so dass sie ab 1963 zusätzlich Massenmode unter dem Label Ginger Group verkaufte.

Neu war der Minirock zwar nicht, auf der Bühne und im Sport trugen Frauen schon lange kurze Röcke, in den 50er-Jahre-Science-Fiction-Serien „Space Patrol“und „Flash Gordon“rutschte der Saum noch höher. Der Pariser Designer André Courrèges behauptete, dass er ihn als Erster erfand; doch Quant gilt weithin als Mutter des Minirocks.

Sie benannte das rebellisch­e und sexy Stückchen Stoff nach ihrem Lieblingsa­uto. Ihr Logo einer stilisiert­en Blüte stand für die Befreiung der Frau, die Pille, wirtschaft­lichen Aufschwung und Spaß. „Sie feierten die Jugend, das Leben und die enormen Möglichkei­ten“, sagte Mary Quant der „Vogue“über ihre ikonischen Kleidungss­tücke. „Sie hatten eine Art ,Schau mich an!’-Qualität. Sie sagten: ,Das Leben ist großartig.’“

Selbst der Schlabber-Look der 70er mit langen fließenden MaxiRöcken konnte dem Minirock nichts anhaben. Punk-Gören und vor allem Blondie-Sängerin Debbie Harry hauchten ihm mit schwarzem Leder neues Leben ein. Waren die 60er Jahre noch androgyn, bekam der Minirock in den 80ern mehr Kurven für die anspruchsv­olle Karrierefr­au. Ende der 90er Jahre entstaubte ihn die Serie „Sex And The City“mit dem Mikro-Mini endgültig als FashionSta­tement. Seither feiert ihn die Modewelt fast in jeder Saison wieder.

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